Von wegen Traumdestination! Die Geschichten über 50 entfernte Inseln, welche die deutsche Autorin Judith Schalansky für ihr Buch ausgegraben hat, handeln meist von Sehnsuchtsorten. Abenteurer, Naturliebhaber oder Aussteiger erhoffen sich Romantik oder gar Reichtum mitten in der Wildnis – die Ernüchterung folgt meist auf dem Fuss. So hat etwa der Schatzsucher August Gissler (1857–1935) auf der Kokos-Insel im Pazifischen Ozean jahrelang den Kirchenschatz von Lima gesucht. Er hat unbeirrt gebuddelt, «ein Loch nach dem andern, so tief, dass man Schiffe drin begraben kann». Doch  Gissler fand bloss einen goldenen Handschuh und ein paar Dukaten. Als er die Insel 16 Jahre später verliess, reichte ihm der Bart bis zur Hüfte. Und dennoch sagte er am Ende seines Lebens: «Wenn ich jung wäre, würde ich nochmals von vorne anfangen.»

Aus solchen Geschichten schafft der Zürcher Regisseur Thom Luz ein traumverlorenes Gebilde aus Sprache, Musik und Geräuschen. Das Rascheln von blätternden Buchseiten und die Durchsage der geografischen Koordinaten kennzeichnen jeweils die nächste Geschichte, die nächste Insel, das nächste Schicksal.

Mit seinem szenisch-musikalischen Theaterabend wurde Luz  nach der «Atlas»-Uraufführung in Hannover zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Die daraus erarbeitete Radioversion mit denselben Schauspielern führt die Hörer wiederum auf eine atmosphärische Reise zu abgelegenen Inseln.     

Atlas der abgelegenen Inseln
Mi, 16.12., 20.00 Radio SRF 2 Kultur