Ein mehrfacher Glücksfall
Man kennt ihn als Autor und Schauspieler (ehemals «Polizeiruf 110»-Kommissar Hanns von Meuffels). Matthias Brandt bildet im Fall von «Blackbird» einen mehrfachen Glücksfall: Ein Schauspieler schreibt seinen grossartigen ersten Roman, nah am ­eigenen ­Leben, den er als sein eigener Interpret gleich selber einliest. Das ist brillant rea­lisiert und authentisch. Die Szene, in welcher der Protagonist und Ich-Erzähler Morten «Motte» Schumacher der heimlich angehimmelten Jacqueline einen ungelenken Brief schreibt, darf als Glanzstück der Vorlesekunst gelten. «Blackbird» (dt. Amsel), das sind fiktive Erinnerungen an eine Jugend in Deutschland mit ihren Höhen und Tiefen, so wie es in der zweiten Hälfte der 1970er ein 16-Jähriger erlebt und erleidet. Brandt, Jahrgang 1961, liest seinen «Jugendroman» ungekürzt, gewohnt gekonnt und anrührend. Der Roman ist bei allem Todernst von subtiler Komik durchdrungen.

Matthias Brandt
Blackbird
Ungekürzte Autoren­lesung
1 MP3-CD, 418 Min.
(tacheles! 2019)