Notate vom Kriegsende
In ihren Texten zeigt sich Marguerite Duras sich selbst und dem Geschehen gegenüber rücksichtslos. Das Buch «Der Schmerz», das die Autorin 1985 veröffentlichte, versammelt Tagebücher und Prosa aus den Jahren 1945 und 1946. Duras hatte sie vier Jahrzehnte lang «vergessen». Einer der Haupttexte widmet sich ihrem Mann, dem Widerstandskämpfer Robert Antelme, hier Robert L. Er steckt in einem Konzentrationslager. Duras wartet auf ihn und imaginiert sich zuerst, wie es ihm ergeht. Bis er tatsächlich, von der Gefangenschaft gezeichnet, zurückkehrt. Duras wird sich bald von ihm trennen. Sie notiert sich Sätze wie: «Ich weiss nicht mehr, wohin mit mir, um mich zu ertragen.» Oder: «Ich weiss, dass er lebt. Sobald er zurückkehrt, werde ich sterben.» Über das Persönliche hinaus ist «Der Schmerz» ein wahrhaftiges Zeugnis jener Zeit, als der Krieg zu Ende ging. Doris Wolters liest mit zurückhaltender Ruhe.

Marguerite Duras
Der Schmerz
Gelesen von Doris Wolters
5 CDs, 354 Minuten
(DAV 2019)