Wo hockt Gott? Dies fragt sich jener wohl am dringlichsten, der gerade am Ersticken ist. In seiner Erzählung «Die Andouillette» (2009) lässt der Bündner Autor Gion Mathias Cavelty den Ich-Erzähler beim ersten Bissen in eine Pariser Innereienwurst – eben eine Andouillette – auf direktem Weg ins Jenseits sausen. Was ihn dort erwartet, erzählt Cavelty als bildgewaltige Sprachfantasterei. So, wie man sie etwa von seinem Bestseller «Endlich Nichtleser» her kennt.

Eine steile Vorlage für Hörspielmacher Martin Bezzola. Er besetzt die unzähligen Figuren mit passenden Stimmen – von himmlischen Generälen über den teuflischen Affen bis hin zu den göttlichen Nacktschnecken und Gott selbst. Die mit vielen Anspielungen gespickte, jenseitige Abenteuergeschichte montiert er zum knallbunten Hörfilm zwischen Divina Commedia, James Bond und Kasperlitheater. Exquisit die unterlegte Tonspur, ­die Bezzola mit Klangkünstler Mathias Vetter zusammengeschnitten hat. Aus musikalischem Archivmaterial, elektronischen Neukreationen und mit Kaffeemühlen, Rasselbüchsen oder Scherzartikeln erzeugen sie Stimmungsbilder zwischen Science-Fiction-Spass, Thriller-Spannung und wolkiger Wohlfühl-Lust.

Dem Andouillette-Opfer bleibt nichts erspart auf seiner Reise zwischen Erde, Himmel und Hölle. Es gelangt aber auch zu überirdischen Erkenntnissen. Denn Gott hockt – so viel sei verraten – in blubberndem Seifenschaum. Und die Hölle ist tapeziert mit: Würsten.  

Die Andouillette: Premiere

Sa, 7.6., Ursendungsfeier im Westflügel Viaduktstrasse 21 Zürich
Ab 19.00: Wurstspezialitäten
Ab 21.00: Live-Hörspiel-Über­tragung. Eintritt frei
Hörspielfassung: Martin Bezzola, Gion Mathias Cavelty
Regie: Martin Bezzola

Am Radio

Sa, 7.6., 21.00 SRF 2 Kultur