Das Jahr 2013 gehört Ulrich Seidl: Ab April kommen im Monatstakt die Filme seiner «Paradies»-Trilogie in die Schweizer Kinos. Betitelt sind sie nach den theologischen Tugenden «Liebe», «Glaube» und «Hoffnung». Typische Seidl-Filme, die wieder viel zu reden geben werden.

Der 60-jährige gebürtige Wiener Filmemacher wird gern als «umstritten», «provokativ» oder «voyeuristisch» betitelt. Seine Filme sind gewöhnungsbedürftig. Seidls Filmwelt bringt Ungeheuerlichkeiten aus dem österreichischen Alltagsleben ans Licht. Es ist ein Kino der menschlichen Abgründe und Obsessionen, aber ohne Denunziationen. «Ich übe in meinen Filmen Kritik, nicht an einzelnen Menschen, sondern an der Gesellschaft.» Und: «Ich will die Leute im Kino berühren, wenn nicht sogar verstören.»

Die DVD-Box umfasst Seidls Dokufilme aus den 90ern: «Mit Verlust ist zu rechnen» handelt von der Brautwerbung eines Witwers an der österreichisch-tschechischen Grenze. «Models» dreht sich um das gnadenlose Leben dreier Laufsteg-Frauen. Und in «Tierische Liebe» nehmen sich Menschen Hunde, Ratten oder Hasen als Lebensgefährten. Seidl lässt selbst seine fiktiven, inszenierten Filme wie Dokumentationen erscheinen. Allen voran «Hundstage»: Geschichten eines heissen Wochenendes im trostlosen Niemandsland um Wien.

«Die Zeit» hat sein Schaffen schön auf den Punkt gebracht: «Ulrich Seidls Filme sind filmische Zumutungen im besten
Sinne.»

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Ulrich Seidl
Edition. Filme 1992–2007
6 DVDs
630 Minuten
(Alamode Film 2010).
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