Wie wird ein junger Mann zum Gewalttäter? Diese Frage beschäftigt nicht nur Sozialarbeiter, Gerichte oder die Medien. Ein realer Fall, der sich vor rund 15 Jahren in Bern zugetragen hat, liefert die Grundlage des Spielfilms «Der Läufer». Darin wird ein junger, sympathischer Koch und erfolgreicher Langstreckenläufer zum Handtaschendieb und Mörder. Der Zürcher Filmemacher Hannes Baumgartner, der schon mit Kurzfilmen wie «Mein bester Freund» oder «Teneriffa» die Gewalt-Thematik umkreiste, legt damit seinen ersten Langspielfilm vor.

Baumgartner (35) hat ausgiebig recherchiert und erzählt die fiktionalisierte Geschichte aus Sicht des Täters Jonas. Dieser versucht seit seiner Kindheit, einem Trauma zu entfliehen. Das «Davonrennen» begleitet ihn bis ins Erwachsenenleben, wobei er es als Spitzenläufer in positive Energie umzusetzen versucht. «Der Läufer» bleibt nah am Protagonisten und verzichtet in seiner nüchternen ­Erzählweise auf Empathie und Deutungsversuche. Damit will Baumgartner zeigen, dass eine Reihe von Ursachen und deren Wechselwirkungen Jonas zum Verbrecher machten. Ein sperriger und schwieriger Film, der viele Fragen zu aktuellen Problemen stellt. Antworten müssen alle für sich selbst finden. 

Der Läufer
Regie: Hannes Baumgartner 
Ab Do, 4.10., im Kino