Sie folgten ihm alle nach Tanger im Nordwesten Marokkos: Tennessee Williams, Truman Capote, Gore Vidal und viele Dichter der «Beat-Generation». Diese sahen in Paul Bowles ein Vorbild, er selber fühlte sich nirgends zugehörig. Zeitlebens blieb er ein Aussenseiter – in der literarischen Szene sowie in Marokko. Auf die Frage, warum all die Beatniks damals kamen, antwortet Bowles im Film lakonisch: «Wahrscheinlich vor allem, um zu kiffen.»
Der US-amerikanisch-schweizerische Regisseur Daniel Young (Jahrgang 1971) begibt sich in seinem Film auf Spurensuche. 1998 konnte er Bowles in Tanger besuchen für eines der letzten Interviews mit dem alten und kranken Schriftsteller. 14 Jahre sollte es dauern, bis der Film fertig wurde.
Young traf zahlreiche Personen, die Auskunft über Bowles’ Leben und Werk gaben, Zeitzeugen und Weggefährten wie etwa den pointiert formulierenden Gore Vidal. Man erfährt, wie Bowles dank seinen Übersetzungen die moderne marokkanische Literatur bekannt machte. Oder dass er Stammesmusik aufzeichnete und so früh einen wichtigen Beitrag zur «Weltmusik» lieferte. Nicht zuletzt: Bowles prägte durch sein schmales literarisches Œuvre das Bild von der Wüste als spirituelle «Seelenlandschaft», vor allem mit «Himmel über der Wüste» (1949).
In seiner Heimatstadt New York komponierte Bowles für Broadway-Produktionen «Hintergrundmusik», und er schrieb Jazz- und Weltmusikkritiken. Der bisexuelle Bowles lernte die lesbische Jane Auer kennen, die er heiratete. Alles andere als eine einfache Beziehung. 1947 gings nach Tanger. Für immer.
«Was wird Ihnen die Zukunft bringen?», fragt Young Bowles auf dem Krankenbett. «Mir persönlich? Dasselbe wie die Gegenwart: Gebrechlichkeit und irgendwann das Ende.»