Ungehobelt, aufbrausend, einer jener Typen, die überall anecken müssen: Joseph (Peter Mullan) ist ein wütender Mann im mittleren Alter. Er prügelt und wird geprügelt. Er tötet, was er liebt, wie ganz am Anfang, als er im Zorn seinen Hund niedertrampelt. Was die Wut dieses Menschen ausmacht und woher seine Gewalttätigkeit kommt – es zeigt sich im Verlauf des Films. Ebenso wie der Grund der Trauer, der grosse Schmerz, der in Joseph steckt. Und da gibt es die stille Hoffnung am Schluss, als er geläutert scheint. Der Täter ist auch Opfer.

Joseph könnte auch anders, wie sein Umgang mit dem Nachbarskind Sam zeigt: Hier zeigt er liebevolle menschliche Regungen und die Bereitschaft zur Solidarität, wenn Sam zum Opfer von Gewalt wird.


Der Befreiungsschlag

Joseph, verwitwet und ar­beitslos, findet Zuflucht in einem wohltätigen Secondhand-Laden. Die fromme Hannah (Olivia Colman) betreut ihn, die in einer besseren Gegend der nordenglischen Stadt Leeds zu Hause ist. Zwischen den so unterschiedlichen Menschen kommt es zur zarten Annäherung. Auch Hannah leidet, obgleich sie im Gebet für andere Trost bereithält. Joseph wird es erst spät her­ausfinden: Ihr Ehemann, ein fürwahr bigottes Ekel (Eddie Marsan), missbraucht sie daheim. Er ruft zwar Gott um Hilfe an, rechtfertigt aber seine Gewalt damit, dass Gott seine Gebete nicht erhört. Bis Hannah es nicht mehr länger erträgt und  in einer überraschenden Gewalttat zu einem unheilvollen Befreiungsschlag aus­holt – mit bitteren Konsequenzen.

Regisseur und Drehbuch­autor Paddy Considine legt ein erstaunliches Langfilmdebüt vor, einen drastischen, intensiv gespielten Streifen. Unvermeidlich, dass der Film auch viel Brutalität zeigen muss. Er verlangt einem einiges ab, entschädigt aber als eindringliches Erlebnis.