Die Krähen sind sein wiederkehrendes Motiv. Sie flattern durch Hartmut Langes neue Erzählungen aus dem Südwesten von Berlin am Teltowkanal. Wie düstere Schatten legen sie sich auf die Seele der Menschen. So hat etwa der Bürgermeister das diffuse Gefühl, hinter seinem Rücken von einer Krähe beobachtet zu werden. Er bittet den Pförtner um die Entfernung des lästigen Vogels – eine Krähe sieht dieser allerdings nirgends. Sie existiert nur im Kopf des Bürgermeisters.
Ein anderer Ruheloser kommt nicht über den Tod seiner Frau hinweg. Weil nichts mehr von der Vergangenheit übrig ist, versucht er verzweifelt, «die Ewigkeit ­
des Augenblicks» zurückzuerhaschen: Den Moment, als sie sich im Museum  über das Pariser Paar auf Gustave Caillebottes Gemälde «Strasse in Paris an einem regnerischen Tag» unterhalten hatten. Aus seiner Verzweiflung findet er jedoch keinen Ausweg, und so folgt er dem Krähenschwarm an den Teltowkanal …
Langes Erzählungen handeln von unbescholtenen, pflichtbewussten Menschen, denen mitten im Alltagstrott der Boden unter den Füssen weggezogen wird. Jäh werden sie von einer meist unerklärlichen Unbehaglichkeit befallen und handeln plötzlich willkürlich. Auf wenigen Seiten schafft Lange eine dichte Atmosphäre, in der die einbrechende Orientierungslosigkeit der Protagonisten förmlich spürbar wird. Der Autor hat sich in seinem Werk seit langem der Novelle verschrieben. Das heutzutage etwas vergessene Genre lässt er in seinem eigenen, manchmal fast altertümlich anmutenden Stil und Sprachrhythmus aufleben.