Sie ziehen durch Dänemark, leben mitten im heutigen Kopenhagen. Und scheinen doch auf der Flucht zu sein. Sie wechseln häufig die Unterkunft, seine Jobs lässt der Vater sausen: «Auf dem Rücksitz und im Kofferraum des Autos liegt alles, was wir haben.» Das schreibt der siebenjährige Junge, der Erzähler und Protagonist im Roman «Wie keiner sonst» des 37-jährigen Jonas T. Bengtsson.
Der Shootingstar der jungen ­dänischen Literaturszene hat sich bereits in seinen ersten zwei ­Romanen «Aminas Briefe» und «Submarino» mit Entwurzelten und ­sozialen Randexistenzen auseinandergesetzt. Und fand auch im deutschen Sprachraum grosse Beachtung: «Die Fremde – so lernen wir – liegt nicht in Übersee, sondern gleich um die Ecke und rückt täglich näher», so die Kritikerstimme im Deutschlandfunk .
Um das Leben ausserhalb von Normen geht es auch im neusten Buch des dänischen Autors, der selber alleinerziehender Vater ist: Der erzählende Knabe besucht keine Schule. Das Lesen bringt ihm der Vater bei, wie vieles andere auch. Und Papa hat auf fast alles eine Antwort parat, nur von sich und seiner Vergangenheit verrät er nichts.
Abrupt wird sich das Leben ändern. Nicht wirklich zum Guten. Die Wege von Vater und Sohn trennen sich. Die Gründe bleiben im Dunkeln. Doch auch damit scheint sich der Junge zu arrangieren, und er wird sich selbst als Erwachsener treu bleiben, im fraglosen Hinnehmen sowie im konsequenten Handeln. Mit der einfachen Sprache und der Beobachtungsgabe eines Siebenjährigen gewährt Bengtsson den Lesern schonungslos Einblick in eine Welt von sozial Ausgegrenzten.
Es ist eine fantasievolle Geschichte zwischen Fiktion und Realität. Sie erzählt nicht nur vom Leben am Rande der Gesellschaft, sie zeigt auch eine Vater-Sohn-Beziehung, die zärtlich und bedingungslos ist.   

Jonas T. Bengtsson
«Wie keiner sonst»
aus dem Dänischen von Frank Zuber
448 Seiten
(Kein und Aber 2013).