Als «Fingerübung» hat Max Frisch sein Theaterstück bezeichnet, das er nach seinem Roman «Homo faber» innert kurzer Zeit beendete. Hervorgegangen ist es aus seinem Hörspiel «Herr Biedermann und die Brandstifter» von 1953. Wider Erwarten wurde es zum Grosserfolg.
 
Frisch trifft in seinem «Lehrstück ohne Lehre» einen wunden Punkt der Durchschnittsbürger: Er erzählt von einem Mitläufer namens Biedermann, der auf seinem Dachboden zwei Hausierer einquartiert – unschwer sind sie als die Brandstifter zu erkennen, vor denen in allen Zeitungen gewarnt wird. Doch Biedermann verschliesst die Augen: Man dürfe nicht immer vom Schlechtesten im Menschen ausgehen, meint er. In Wahrheit hat er Angst vor seinen ungebetenen Gästen und getraut sich nicht, sie aus dem Haus zu werfen. So macht er sich zum Komplizen – als unweigerliche Konsequenz geht Biedermanns Haus in Flammen auf.

Frisch prangerte in seinem Stück den politischen Konformismus an – etwa angesichts der Nationalsozialisten oder der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei. Die Blindheit seines Protagonisten steht exemplarisch für den Bürger, der aus Furcht oder Bequemlichkeit vor dem drohenden Unheil wegschaut.

Das Stück wird seit der Uraufführung 1958 auf zig Bühnen gespielt. Im KonzertTheater Bern ist im März eine Wiederaufnahme unter der Regie von Claudia Meyer zu sehen.

Bühne
Fr, 6.3./Mi, 11.3./Do, 19.3./Fr, 27.3., jeweils 19.30 KonzertTheater Bern

Buch 
Max Frisch
«Biedermann und die Brandstifter»
Erstausgabe Theaterstück: 1957
Heute erhältlich bei Suhrkamp.