Das Fernsehen gehörte bei der deutschen Regisseurin Regina Schilling, Jahrgang 1962, zur «Familie». In ihrem Dokfilm zieht sie Parallelen zwischen der Biografie des Vaters und den Exponenten der deutschen Fernsehunterhaltung, die in Zeiten des Wirtschaftswunders mit ihren Shows bis zu 90 Prozent Einschaltquoten erzielten. 

Die Grössen hiessen Hans Joachim Kulenkampff, Peter Ale­xander («er verströmte einfach nur unfassbar gute Laune») und Hans Rosenthal («Dalli Dalli»). Sie gehörten der Kriegsgeneration an, wie Schillings Vater. Kulenkampff und Alexander hatten gedient, der jüdische Rosenthal überlebte den Krieg, zwei Jahre lang versteckt in ­einer Laube.

Die Schicksalsgeschichten und eine unbewältigte Vergangenheit wurden in Deutschland gerne durch heitere Fernsehkultur verdrängt. Etwa in den ­grossen «Kisten» wie Kulenkampffs «Einer wird gewinnen». Dort bestritt Martin Jente als Butler die witzigen Schlussdialoge. Im Krieg war er SS-Hauptscharführer. Horst Tappert («Derrick»), der im Film mit Ausschnitten aus ­einem Fernsehspiel von 1970 erscheint: Panzergrenadier bei der Waffen-SS. Der persönliche Film präsentiert ein erhellendes Stück Geschichte.

Kulenkampffs Schuhe
Regie: Regina Schilling
D 2018, 90 Minuten
Mi, 8.8., 22.30 ARD