Seine Habe passt in eine Sporttasche. Weil Cédric Waldburger stets unterwegs ist und in Hotels oder bei Freunden lebt, besitzt er nur 64 Gegenstände. Der Jungunternehmer setzt alles daran, sein Leben zu optimieren und kennt nur eine Angst: die Kontrolle zu verlieren. 

Wer den Kontrollverlust bereits zu spüren glaubt, wendet sich an Selim Tolga. Der professionelle Aufräum-Coach wirkt beratend, packt aber auch beim Entrümpeln mit an. Er besitzt exakt 426 Gegenstände. Schon als Kind ordnete er jeden Abend penibelst seine Spielsachen.

Die jungen Männer kommen sympathisch daher im neuen Dokfilm von Andrea Pfalzgraf. Doch etwas Autistisches haben beide. Kultur­wissenschafter Paolo Bianchi diagnostiziert einen Optimierungswahn: «Ein ritualisiertes Sicherheitsbedürfnis in einer zunehmend komplexen Welt.»

Dagegen wirkt Tanja Schindler bodenständig. Ihr Minimalismus äussert sich in ihrem Öko-Minihaus. «Luxus macht nicht glücklich», sagt sie. Andrea Pfalzgrafs Film dokumentiert die Trendbewegung des Minimalismus informativ, ironisch und durchaus anregend.

Weniger ist mehr – minimalistisch leben
Regie: Andrea Pfalzgraf
CH 2018, 50 Minuten
Do, 6.9., 20.05 SRF 1