Zum zweiten Mal kommt Paul Grüninger in die Kinos. 1997 hat Regisseur Richard Dindo dem St. Galler Polizeihauptmann, der bis 1939 Hunderten von jüdischen Flüchtlingen die Grenze zur Schweiz göffnet hatte, den Dokfilm «Grüningers Fall» gewidmet. Nun folgt der Spielfilm zum Fall, und Alain Gsponers «Akte Grüninger» (Seite 12) polarisiert noch mehr als damals der Beitrag des linken Dokfilmers Dindo. Vergleichen die einen Gsponers Film wohlwollend mit Steven Spielbergs «Schindlers Liste», wird ­er anderswo als einseitig und manipulativ taxiert. Ein selt­samer Vorwurf, bei dem ver­gessen geht, dass «Akte Grüninger» ein Spielfilm ist. Wie «Der längste Tag», «Das Boot» oder eben «Schindlers Liste»: Geschichten aus dem Fundus von Geschichte, die novellenhaft von einzelnen Schicksalen erzählen, von ­speziellen Perspektiven auch und dies in Rollenbildern ­darstellen. Dies unterscheidet Fiktion von Geschichtsschreibung, Spiel- von Dokumentarfilm.