Wer für Theaterbesuche nicht nach Berlin, Hamburg oder Köln reist, bekommt Bruno Cathomas selten zu sehen. In seiner Heimat gastiert der 48-jährige Laaxer kaum noch. Und wenn, dann im Fernsehen («Tatort», «Die Manns», «Studer»-Krimis) oder im Kino. Dort spielt er oft tollpatschige Nebenrollen wie zuletzt in «Achtung, Fertig, WK!».
Für seine Komödie «Recycling Lily» hat ihm der Waadtländer Pierre Monnard nun endlich wieder eine Hauptrolle zugedacht. Recht so, denn Schauspielern bedeute für ihn ein Spiegel seiner Seele, sagte Cathomas Anfang Jahr im kulturtipp-Porträt. Eine Qualität, die Theaterregisseure wie Christoph Marthaler, Frank Castorf oder Falk Richter längst erkannt haben. Im Filmbereich war Didi Danquart wohl der Erste, als er Bruno Cathomas 1999 für sein Drama «Viehjud Levi» verpflichtete.
In dieser Adaption von Thomas Strittmatters Bühnenstück von 1980 konnte Cathomas sein ganzes Können ausbreiten. Er spielte den allseits beliebten Viehhändler Levi, der 1935 ­einem abgelegenen Tal im Schwarzwald seinen alljährlichen Besuch abstattet. Dort will er Kühe kaufen und um die Hand von Bauerntochter Lisbeth anhalten. Doch seine einstigen Kunden und Freunde sind verändert, seit Reichsbahn-Ingenieur Kohler im Dorf weilt, um einen Bahntunnel zu reparieren. Levi trifft auf Ablehnung, Hass und Gewalt. Wie er darauf reagiert und letztlich untergeht, spielt Bruno Cathomas, als ginge es um sein eigenes persönliches Schicksal, seine Zukunft, seinen Kopf. Grandios.

Viehjud Levi
Regie: Didi Danquart
D/CH/A 1999
DVD 94 Minuten
(Arte Edition/Absolut Medien 2013).