Eine Story, die sich Hollywood nicht besser hätte ausdenken können. Sie ist aus dem wirklichen Leben gegriffen: Teenager aus gutem Haus räumen Promi-Villen aus. Vor allem Kleidungsstücke und Schmuck haben es ihnen angetan. Sie wollen die gleichen Textilien wie die verehrten Vorbilder besitzen, verhökern Designer-Ware auf dem Flohmarkt, um mit dem Erlös Drogen zu kaufen und Party zu machen. Oder sie investieren «gefundenes» Bargeld in Kleider.
«Lasst uns einkaufen gehen!» So lautet der Schlachtruf der Anführerin Rebecca (Katie Chang). Sie bildet die Gang zusammen mit Mitschüler Marc (Israel Broussard), Chloe (Claire Julien), Sam (Taissa Farmiga) und Nicki (in überraschender Rolle: Emma Watson, die Hermine aus «Harry Potter»). Im Internet recherchieren sie zu den Häusern der Hollywood-Prominenten, und ob sie gerade abwesend sind.
Bei Orlando Bloom
Dann gehts an die Arbeit: Die jugendlichen Täter spazieren in die Luxus-Villen der Promis. Wenn eine Fenstertüre nicht gerade offen ist, liegt der Schlüssel sicher unter der Fussmatte. Die Autos draussen an der Strasse sind nicht abgeschlossen, Bargeld und Kreditkarten finden sich in den Handschuhfächern der Edelschlitten. Man kann die Autos für Spritzfahrten brauchen oder für die Diebestouren in den Hügeln Hollywoods. Zu den Opfern gehören unter anderem die Hollywood-Stars Lindsay Lohan, Megan Fox und Orlando Bloom. Am Ende, als alles auffliegt, haben die Kids Material im Wert von über drei Millionen Dollar gestohlen.
Berühmt geworden ist die kriminelle Clique unter dem Namen «Bling Ring». Ihre Mitglieder sind allesamt wohlstandsgeschädigt. Sie leben selber in villenähnlichen Einfamilienhäusern. Aber sie wollen mehr, die schönen Sachen der andern. Und es ist ihnen langweilig. Sie wissen nicht, was tun. So kommen sie aufs Klauen.
Regisseurin und Drehbuchautorin Sofia Coppola (siehe Seite 16) hat für ihren fünften Spielfilm den Fall der wahren «Bling Ring» akribisch recherchiert. Sie rekonstruiert den Fall in fiktiver Nacherzählung. Coppola: «Ich habe versucht, ihre Geschichte so zu erzählen, dass es zuerst nach Spass und Spannung aussieht, aber am Ende zu der Einsicht führt, dass sie es zu weit getrieben haben.» Ihre Haltung sei jene des Einfühlens, ohne zu werten: «Ich betrachte sie mit kritischem Abstand.»
Die Gunst der Stunde
Fürs Filmen konnte sie sogar auf einen authentischen Schauplatz zählen: Paris Hilton, die wiederholt bestohlen wurde, hat ihre Villa freundlicherweise als Drehort zur Verfügung gestellt.
Die Jungen bleiben auch nach ihrer Verurteilung clever. Sie nutzen die Gunst der Stunde und spielen nach den Regeln des Medienmarktes die gefragten Interview-Partner. Marc findet innert Kürze Hunderte von Followern auf Facebook. Einer hat eine Marc-Fan-Homepage aufgeschaltet. Nickis Ziel im Leben ist «Frieden und dem Planeten helfen, als eine Führerfigur», die mit gutem Vorbild vorausgeht.
Sie sagt es in die Kamera – und verweist auf ihre Homepage.