Wärmendes für die Winterseele
Puristen und Romantiker werden bereits beim Studieren des CD-Covers stutzen: Schuberts «Winterreise» in zwölf Teilen? Tatsächlich hat das deutsche Voyager Quartet den Liederzyklus halbiert. Zudem fehlt die Singstimme, und zwischen die zwölf «Lieder» quetschen sich elf neuartige Intermezzi. Allfällige Kritik aber zerfliesst jenen, die diese CD durchhören, in der wohlig ­gewärmten Seele. Andreas Höchst, ­Bra­tschist des 2014 gegründeten Quartetts, hat die bereits vielfach adaptierte «Winterreise» zum neuartigen Werk transkribiert, das die geniale Musik Schuberts für sich sprechen lässt. Liebeswahn und Lebensqual des einsam durch den Winter Wandernden werden hör- und spürbar in einer Eindringlichkeit, wie sie Tenöre nur selten erreichen. Die vier Voyagers übrigens – nebst Höchst die Geigerinnen Maria Krebs und Nico Christians sowie Cellist Klaus Käm­per – haben sich auf Reise-Musik spe­zialisiert.

Franz Schubert
Winterreise
(Solo Musica 2020)