Musik für den Weltenbrand
Auch Revolutionäre fallen nicht einfach so vom Himmel. Nicht einmal Charles Ives (1874–1954), Pionier und Star der Neuen Musik in den USA. Gustavo Dudamel und das Los Angeles Philharmonic zeigen es vor: Die ersten drei Sinfonien befinden sich zweifellos auf der Höhe der Zeit und sind interessant anzuhören. Kühn wirds erst in der Vierten, aber dafür so richtig. Immerhin hat es das Werk auf Platz 55 der legendären, 1998 veröffentlichten Liste «100 Schallplatten, die die Welt in Brand setzten (während niemand zuhörte)» des britischen Musikmagazins «The Wire» geschafft. Entstanden zwischen 1910 und 1925, wurde die Sinfonie erst Jahr­zehnte später ­ur­aufgeführt – 1965 war der Komponist bereits über zehn Jahre tot. Mit ihr war Ives seiner Zeit davongerast. Diese CD setzt der Vierten ein eindrückliches Denkmal und betont ihre Radikalität gerade auch im Kontrast zu den früheren Sinfonien umso deutlicher.

Charles Ives
Complete Symphonies
(Deutsche Grammophon 2021)