Waadtländer Vielstimmigkeit
Zum Programm des Waadtländer Musiklabels Claves gehört es, Schweizer Komponisten vor der Vergessenheit zu bewahren. Zwar wird das umfangreiche Werk von Aloÿs Fornerod (1890–1965) an seinen Wirkungsstätten Lausanne und Fribourg gepflegt, östlich des «Röstigrabens» gilt es diesen feinsinnigen Tonschöpfer aber noch zu entdecken. Was sich unbedingt lohnt. Seine Musik steht unter dem Einfluss des Pariser Neoklassizismus der Zwischenkriegsjahre. Dieser blickte auf den Barock und die Renaissance zurück, orientierte sich aber auch an modernen Strömungen. Das «Porträt» umfasst eine Auswahl an Sakral- und Orgelmusik, aber auch sein wunderschönes Klavierkonzert von 1944. Darin kommt seine zuweilen als musikalische Zerrissenheit erlebte Vielstimmig­keit zum Klingen. So schmiegen sich ­barocke Fugen an Volkslied-Anlehnungen nach Art Strawinskys, Minimalmelodien an impressionistische Orientalismen.
Frank von Niederhäusern

Aloÿs Fornerod 
Un portrait 
(Claves 2016).