Die weisse Skulptur auf der Kommode erinnert an eine abstrahierte Figur aus einem Mickey-Mouse-Heft. Man muss sie nur lange genug betrachten. Diese Skulptur wiederum ist selbst Teil eines Comics des französischen 67-jährigen Künstlers Bertrand Lavier. Er löst die gängigen Bilder aus der Sphäre der Popkultur und macht sie zur «hohen Kunst», eine Unterscheidung, die allerdings im deutschsprachigen Raum mehr gilt als in Frankreich.

International bekannt wurde Lavier durch seine Bemalungen von Bildern und Objekten sowie die «Superstitions» (Aberglaube), die durch das Aufeinanderstellen von Gegenständen aus der Warenwelt entstehen. Gerne verschränkte er künstlerische Techniken wie etwa Malerei mit der Fotografie oder ­Design und Skulptur. Auch Fiktion und materielle Realität sieht er in einem engen Zusammenhang.

«Supermarkt und Museum faszinieren mich gleichermassen», sagte er von sich im Zusammenhang mit ­einer Ausstellung in Liechtenstein. Das Luzerner Kunstmuseum präsentiert Lavier nun in einer Schau, die in Zusammenarbeit mit dem Comix-­Festival Fumetto entstanden ist.

Bertrand Lavier ist in der französischen Kunstszene eine bekannte Grösse. Er besuchte in den Jahren 1968 bis 1972 die Ecole nationale supérieure d’horticulture in Versailles, wo er sich zum Gartenbauingenieur ausbilden liess. Später entschied er sich als Autodidakt für die zeitgenössische Kunst. Der Gestalter entwickelte im Lauf der Zeit raffinierte Methoden, die den Betrachter zwingen, jenseits seines persönlichen «intellektuellen Ballastes» (Lavier) künstlerische Ansätze zu erkennen und die persönlichen Sehgewohnheiten infrage zu stellen. Denn für diesen Künstler ist der traditionelle Bildungs­kanon eine Hypothek, die den Menschen eine sinnliche Kunst­erfahr­ung erschwert. Um eine sachgerechte Erkennung zurück­zugewinnen, entstellt er gerne ­Alltagsgegenstände, sodass sie der Betrachter mit neuem Blick begreifen muss.

Bertrand Lavier.
Walt Disney Productions
Sa, 1.4.–So, 28.5.
Kunstmuseum Luzern