Martin Disler (1949–1996) rannte über die riesige Stoffbahn, tanzte gar. Bis sein Körper spürte, wie er die 20 Meter langen Figuren malen musste. In vier Nächten entstand so 1981 im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart «Die Umgebung der Liebe» – 140 Meter lang, 4,40 Meter hoch, ein Monumentalgemälde. Gewalt und Tod, sexuelle Anspielungen und ein Schiff pinselte und spachtelte Disler. Er liess die Jugendunruhen von Stuttgart einfliessen und seine Beziehung zur Künstlerin Irene Grundel. Diese Gleichzeitigkeit von sozialem Kommentar und Autobiografie machte «Die Umgebung der Liebe» in den Kritikeraugen zu ­einem Schlüsselwerk der neuen expressiven Malerei. 1987 wurde es noch einmal in Stuttgart gezeigt, 2006 erwarb es die Gottfried Keller-­Stiftung als bedeutendes Schweizer Kulturgut. Im Bündner Kunstmuseum in Chur ist das Gemälde nun zum ersten Mal wieder zu sehen. So, wie es sich Martin Disler vorgestellt ­hatte: ein Panorama zum Eintauchen. 

Martin Disler. Die Umgebung der Liebe
Sa, 16.2.–So, 26.5.
Bündner Kunstmuseum Chur