Natur oder soziokultureller Einfluss? Die Untersuchungen zu geschlechterspezifischem Verhalten laufen immer auf die ­Frage hinaus, ob Unterschiede angeboren sind oder von der Umgebung geformt werden. Keinen Zweifel lassen die Forschungsergebnisse im Dokfilm daran, dass überhaupt Unterschiede bestehen. So wurden etwa weltweit das räumliche Vorstellungsvermögen und das Erkennen von Gefühlen getestet. Während die Männer im ersten Bereich punkteten, hatten die Frauen beim Einfühlungsvermögen die Nase vorn.

Hirn-Scans, mit denen die neuronalen Bahnen gemessen werden, liefern Bilder, die in ihrer Deutlichkeit sogar die Forscher überraschen: Das weibliche Gehirn hat viel stärkere Verbindungsmuster zwischen den beiden Hirnhälften. Bei den Männern sind dafür die Nervenbahnen innerhalb der Hirnhälften ausgeprägter. Allerdings bilden sich diese Unterschiede erst im Teenager-Alter heraus, was für die Prägung der Umwelt sprechen würde. «Verbindungen im Hirn werden durch Erfahrungen angelegt», sagt die britische Neuropsychologin Gina Rippon. «Mädchen glauben daran, dass sie nicht gut sind in Mathe – und so sind sie es auch nicht.» Rippon ist im Film eine der wenigen Kritikerinnen. Ansonsten werden Klischees zwar mit einem Augenzwinkern hinterfragt – darauf folgt aber meist ein Studienergebnis, das ebendieses Vorurteil bestätigt.  Selbst der Spielzeug-Test mit Berberaffen zeigt: Männchen wählen meist die Lastwagen, Weibchen die Puppen.

Geschlechter-Differenzen sind ein weites Feld, zu dem es ebenso viele Tests und Interpretationen wie Stereotype gibt. Der Film liefert interessante Ansätze, insgesamt aber einen etwas einseitigen Einblick.

Fernseh-Dokumentation
Typisch Mann, typisch Frau
Regie: Michael Mosley 
50 Minuten
Sa, 25.2., 22.50 Arte