«Ganz bestimmt gibt es keine andere Sprache, die so ungeordnet und unsystematisch, so schlüpfrig und unfassbar ist wie das Deutsche», hält Mark Twain 1878 auf seiner Europatour fest. In seinem Reisetagebuch, das 1880 unter dem Titel «Bummel durch Europa» erscheint, gibt sich Twain gewohnt bissig, auch wenn ihm «good old Germany» durchaus gefällt. 
Als er von New York nach Hamburg schippert, ist er auf der Höhe seines Ruhms – mit seinem Roman rund um Tom Sawyer hatte er 1876 einen Bestseller gelandet. Nun plagt ihn gerade eine Schreibblockade, die er auf der Reise zu überwinden versucht.
Twain fährt mit der Dampf­eisenbahn oder gondelt mit dem Floss über den Neckar – wie sein Held Huckleberry Finn über den Mississippi. Der Autor pflegt einen lockeren Umgang mit den Fakten, schmückt eigene Abenteuer sowie deutsche Sagen aus und befasst sich liebevoll-ironisch mit einheimischen Gepflogenheiten. In Mannheim erinnert ihn «das Gekrache» von Wagners Oper «Lohengrin» an einen Zahnarztbesuch, in Baden-Baden kuriert er in den Heilbädern sein Rheuma aus. Im Schwarzwald begegnet er einem sprechenden Raben und mokiert sich über ­Kuckucksuhren. 
Der 50-minütige Dokfilm wirft mit Mark Twain einen satirischen Blick auf Deutschland: Im Wechsel zwischen alten Fotografien und Filmen sowie aktuellen Bildern veranschaulicht die Dokumentation die Erlebnisse des Autors, der sich als Sprücheklopfer ebenso wie als scharfsinniger Gesellschaftskritiker zeigte.

Die grosse Literatour.
Mark Twains Deutschland
Regie: Andrew Davies & Rieke Brendel
Do, 27.4., 21.40 Arte