Als sie in hohem Alter und schon sehr krank einen ihrer vielen Preise bekam, bedankte sie sich mit leisem Fistelstimmchen. Sie könne nicht sprechen, sagte Ella Fitzgerald, aber singen – und hob an mit mächtiger Stimme. Das Publikum zeigte sich wohl ähnlich überrascht wie 1934 Chick Webb, der die 17-Jährige an einem ­Talentwettbewerb entdeckt hatte.

Für Webb war es ein Leichtes, das Jahrhunderttalent bekannt zu machen. Fitzgerald, 1917 bei New York geboren, hatte das absolute Gehör, eine entsprechende Intonationsgabe und das perfekte Rhythmusgefühl. Zudem sang sie über mehrere Oktaven mit einer Natürlichkeit, die sie bald zum Publikumsliebling machte. Daran sollte sich in den 50 Jahren ihrer Karriere nichts ändern. Fitzgerald, von Intendant und Manager Norman Grantz als «First Lady Of Jazz» geadelt, wurde weltweit bejubelt – und geliebt. Mit ihrer Ausstrahlung sang sie Jazzgeschichte von der Swing-Ära über jene des Bebop bis hin zum Soulpop.

Dokfilmerin Katja Duregger erzählt ihre Geschichte, indem sie Zeitgenossen, Beobachter und aktuelle Jazzer sprechen lässt. Musikkritiker Will Friedwald etwa bringt das Phänomen Ella Fitzgerald auf den Punkt, wenn er sagt: «Sie legte ihr Herz und ihre Seele in die Songs.» Die Drummerin und Komponistin Terri Lyne Carrington weiss: «Ihr Wesen war pure Liebe.»

Ella Fitzgerald starb 1996 mit 81 Jahren. Zu ihrem 100. wird sie nun allenthalben wiederzuhören sein. Demnächst auch auf Radio SRF 2 Kultur – mehr dazu im nächsten kulturtipp.

Pure Love – The Voice Of Ella Fitzgerald
Regie: Katja Duregger
So, 16.4., 23.10 Arte