Alexander Sokurow hat mit «Russian Ark» vor 14 Jahren eine filmhistorische Pioniertat vollbracht. Er hat einen Langfilm ohne einen einzigen Schnitt gedreht. Die digitale Kamera (dahinter der Deutsche Tilman Büttner) und eine Doppel-Harddisk machten es möglich, eineinhalb Stunden am Stück zu drehen. 

Sokurows 96 Minuten gehen durch die Jahrhunderte im historischen Raum: Gezeigt wird ein Gang durch die Eremitage in St. Petersburg. Historische Figuren wie Peter und Katharina die Grossen erscheinen, neben heutigen Museumsbesuchern. Pompöse Ballszenen sind zu sehen, Blicke hinter die Kulissen werden gewährt, und es kommt zu einem Besuch in den Gemäldesammlungen des Zarenpalastes. «Ist das alles für mich inszeniert? Oder ist es ein Traum?», fragt der Erzähler am Anfang. 

In «Echtzeit» geht es ununterbrochen durch 35 Säle, in denen sich 867 (!) Schauspieler und 1000 (!) Statisten tummeln. Sieben Monate konnte das logistische Monster-Unternehmen geprobt und geplant werden, für den Dreh vor Ort stand indes lediglich ein einziger Tag zur Verfügung, da der ordentliche Museumsbetrieb der Eremitage weitergehen musste.

Die noble russische Gesellschaft, die im Film Walzer tanzt, ahnt nicht, was kommt: St. Petersburg, die kulturelle Hauptstadt Europas, wird bald sowjetrussisch werden – «Adieu Europa!» heisst es am Ende. «Es ist vorbei.»

Die DVD-Edition von «Russian Ark» enthält eine Stunde Bonusmaterial mit einem Making-of und einem Dokumentarfilm über die Eremitage sowie einen Filmkommentar.

DVD
Russian Ark
Regie: Alexander Sokurow
Russland 2002
DVD, 96 Minuten + 60 Minuten Bonus
(Trigon Film 2010).