Wer hat sich in der Jugend nicht mit Begeisterung in die Hermann-Hesse-Lektüre gestürzt? «Siddhartha», «Demian», «Narziss und Goldmund», «Das Glasperlenspiel» und natürlich «Der Steppenwolf»: Sie alle sprechen – auch heute noch – Themen an, die direkt ins hadernde (Teenager-)Herz zielen. Stets begibt sich Hesses Protagonist auf die Suche nach dem Selbst und findet aus der Krise einen Weg zum wahren Ich, zur Versöhnung mit der Welt. «Der Steppenwolf» von 1927 wurde in den 60ern zum Kultbuch der Hippiebewegung. Denn der Protagonist Harry Haller fällt aus dem gängigen Gesellschaftsmuster: Er ist innerlich zerrissen zwischen seiner bürgerlich-angepassten und seiner zivilisationskritischen, heimatlosen Seite, in welcher der Steppenwolf in ihm durchbricht. «Einsamkeit ist Unabhängigkeit, ich hatte sie mir gewünscht und mir erworben in langen Jahren. Sie war kalt, o ja, sie war aber auch still, wunderbar still und gross wie der kalte stille Raum, in dem die Sterne sich drehen», hält Harry an einer Stelle fest. Hermann Hesse befand sich zur Entstehungszeit des Romans selbst in einer schweren Lebenskrise und hat sich mit Harry Haller ein Alter Ego geschaffen. Den Weg aus der Düsternis findet sein Protagonist nach Abstechern in die Untiefen des Lebens etwa im Humor.

Warum nicht mal wieder in Hesses blumiger Sprache schwelgen? Andernfalls lohnt sich ein Besuch im Kunstmuseum Bern, wo sich in den Bildern des
Li­teratur-Nobelpreisträgers Aufschlüsse zu seinem literarischen Werk ergeben.


[Buch]
Hermann Hesse
«Der Steppenwolf»
257 Seiten
Erstausgabe: 1927
Heute erhältlich
bei Suhrkamp.
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