Doktor Katzenberger ist ein wahrlich ungemütlicher Zeitgenosse: Zum Ekel seiner Mitmenschen vertilgt er mit Vorliebe fette Spinnen auf Semmelschnitten. Und für seine wissenschaftlichen Forschungen dreht er ohne mit der Wimper zu zucken jungen Kätzchen den Hals um. Erst recht absonderlich macht ihn aber seine Sammelleidenschaft für ausgestopfte Missgeburten. Dieser Leidenschaft frönt er auch auf der Badereise, die er zusammen mit seiner braven Tochter Theoda und einem selbstverliebten Künstler unternimmt. Katzenbergers Ziel: Möglichst viele Missgeburten sammeln und dem Arzt, der seine wissenschaftlichen Abhandlungen kritisiert hat, eine Tracht Prügel verpassen.
Jean Pauls (1763–1825) Werk ist an Skurrilität fast nicht zu überbieten. Kein Wunder, dass sein berühmter Zeitgenosse Schiller meinte, Jean Paul sei ihm so «fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist». In die Epochen der Klassik oder Romantik passt das Werk des humoristischen Autors nicht, seine Texte wurden zu seinen Lebzeiten stets kontrovers diskutiert. «Dr. Katzenbergers Badereise» ist eines seiner späteren Werke. Seine satirische Darstellung menschlicher Schwächen und merkwürdiger Eigenarten von Wissenschaftlern und Künstlern treibt er darin auf die Spitze.
Das Literaturhaus Basel veranstaltet zu Jean Pauls 250. Geburtstag einen Diskussionsabend: Der Literaturwissenschaftler Bernhard Echte spricht über das Leben des kauzigen Autors, und der Schriftsteller Reto Hänny liest aus der Erzählung «Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch». Anfang Jahr ist zum Jubiläum zudem Helmut Pfotenhauers Biografie «Jean Paul. Das Leben als Schreiben» im Hanser Verlag erschienen.

[Buch]
Jean Paul
«Dr. Katzenbergers Badereise»
256 Seiten
Erstausgabe: 1809
Heute erhältlich im Marixverlag.
[/Buch]