Auf knapp 70 Seiten schafft Klaus Merz das, wofür andere dicke Bücher brauchen. Seiner 1997 erschienenen Geschichte «Jakob schläft» gibt er denn ­augenzwinkernd den Untertitel «eigentlich ein Roman». In einfachen Sätzen und klaren Bildern erzählt er eine ganze Familiengeschichte. Jene einer Bäckersfamilie, die in den Nachkriegsjahren irgendwo an der Bahnlinie Beinwil–Beromünster lebt und mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Als Erzähler wirkt Lukas, der mittlere von drei Söhnen. Er erinnert sich aus unbestimmter Warte: An die kauzig-zärtlichen Grosseltern. An den epileptischen Vater und die schwermütige Mutter. An Sonne, den kleinen, wasserköpfigen Bruder. Und an Jakob, seinen vorgeborenen Bruder, der noch namenlos begraben werden musste und Lukas später als Jakob erscheint – ­einem Engelswesen gleich in schwierigen Zeiten.

Was sich düster und beengend anhört, zeichnet Klaus Merz in hellen, auch heiteren Bildern. Mit anekdotischer Lakonie, zärtlicher Ironie und einer dichten Sprache, die in betörenden Rhythmen tanzt. «Jakob schläft» ist 1997 erschienen und zum internationalen Erfolg geworden.

Klaus Merz, 1945 in Aarau geboren, lebt heute im Wynental. Er ist ein Dichter im eigentlichen Wortsinn. Nebst Kurzromanen und Erzählungen hat er auch etliche Lyrikbände veröffentlicht. Für diese – und seine poetische Prosa – wird er nun mit dem Basler Lyrikpreis ausgezeichnet.

[Buch]
Klaus Merz
«Jakob schläft»
80 Seiten
(Haymon Verlag 1997).
(Als Taschenbuch:
Fischer TB 2005)
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