Er war der Held der aufbegehrenden Jugend, sein dreckig-derber Ton, seine unverblümte Art, die Kritik an der Gesellschaft trafen einen Nerv. Als wütender Rebell gab sich Charles Bukowski (1920–1994) auch im Gedichtband «You Get So Alone at Times That It Just Makes Sense» (1986). Auf Deutsch wurde nur die Hälfte dieser Prosagedichte übersetzt, die anderen gingen vergessen. Der Maro Verlag holt dieses Versäumnis nun nach.

«Die Götter haben es gut mit mir gemeint, / denn mein Lebenswandel / hätte selbst einen Mann wie ein Stier / umgehauen / und ich bin kein Mann wie ein Stier», resümiert der 65-Jährige im Gedichtband. Hinter ihm liegt ein hartes Leben mit einem gewalttätigen Vater, mit Jobs im Schlachthaus, als Leichenwäscher oder Briefsortierer und eine Alkoholiker-Karriere – der literarische Erfolg stellte sich erst in den 70er-Jahren ein. Im Gedichtband erinnert er sich an die Anfänge: «Und so wurde aus mir ein hungernder Säufer / statt ein hungernder Dichter.»

Sein Schreiben, die Rennbahn, der Schnaps und die Frauen stehen in diesem Spätwerk noch immer im Zentrum – angereichert mit bitterer Gesellschaftskritik und Seitenhieben auf Schreib-Kollegen, die er wegen ihrer Kompromisse mit dem Establishment verachtet. Hart und direkt in Sprache wie Inhalt. Dazu kommt ein Schuss Me­lancholie: «Der Ruhm ist meine letzte Hure, alle anderen haben mich verlassen», schreibt er etwa. Oder er zeigt sich als einsamen Autor mit Schreibstau: «… und während andere Typen mit ihren / geilen Bräuten in die Kiste springen, / sehe ich in mich hinein und finde nichts als / Leere.» Manchmal helfen die klassischen Komponisten, denen er als «Freunde in der Dunkelheit» huldigt. Dass die Gedichte – auch mit etwas Altersmilde – unvermindert in «seinem Schädel brodelten», wie er es ausdrückt, zeigt er mit diesem Band.
 
Charles Bukowski
«Alle reden zu viel» 
Dt. Übersetzung: Esther Ghionda-Breger
160 Seiten
(Maro Verlag 2015).