Sie erklärte der Mode den Krieg. Zumindest behauptet die Autorin Ré Soupault das von sich in ihren Erinnerungen:  «Es kommt nicht darauf an modern, sondern persönlich und elegant gekleidet zu sein. Wozu übrigens viel mehr gehört als das Kleid …» Das ist eine ziemlich selbstbewusste Reminiszenz aus ihrer Pariser Zeit, wo sie in den 1920er-Jahren als Journalistin und Modeentwerferin tätig war.

Ré Soupault (1901–1996) stammte aus Pommern und kam nach einer Zeit am Bauhaus in Weimar 1929 nach ­Paris. Hier verkehrte sie in der Bohème von Montparnasse, in den Kreisen der künstlerischen Avantgarde mit dem Fotografen Man Ray oder dem Maler Fernand Léger. In diesem Umfeld traf sie auch den Dadaisten und Sozialisten Philippe Soupault. Mit ihm unternahm sie später zahlreiche ­Reisen, auf denen sie fotografierte. Etliche Lebensjahre verbrachte sie in Basel.

Abenteuerliche Flucht aus Nordafrika
Ihre Erinnerungen lesen sich wie ein «Who’s who der Kulturgeschichte das 20. Jahrhunderts»: Zu ihrem Bekanntenkreis gehörten die Künstler Max Ernst, Johannes Itten, die Fotografin Gisèle Freund oder der Komponist Kurt Weill.

Spannender als alle diese ­berühmten Bekanntschaften: Streckenweise lesen sich ihre Aufzeichnungen wie eine Abenteuergeschichte, etwa als sie von ihrer Flucht aus Nordafrika im Zweiten Weltkrieg erzählt. Sie war zwar Französin, galt bei den US- Amerikanern aber als Deutsche. Dennoch erhielten sie und ihr Mann einen Diplomatenpass: Die risikoreiche Reise führte sie nach Gibraltar, nicht wegen feindlichen Beschusses, sondern wegen einer technischen Panne. Sie schrammte 1943 knapp am Tod vorbei. 

Buch
Ré Soupault
Nur das Geistige zählt. Vom Bauhaus in die Welt
237 Seiten
(Wunderhorn 2018)