Seine musikalische Mehrfachbegabung hat Nils Wogram schon als Musikstudent ausgelebt. Er spielte in verschiedenen Jugendjazzorchestern, tourte mit der Kölner Hip-Hop-Band Jazzkantine oder mit dem Avantgardeprojekt Underkarl. Längst ist der in Zürich lebende Posaunist aus Braunschweig selbst Leader mehrerer Formationen, mit denen er verschiedene Spielarten des Jazz von Swing und Bebop bis Freemusic und Worldjazz auslotet. ­Einige dieser Bands hätte Wogram (45) Ende März an seiner dreitägigen «Carte blanche» im Zürcher Club Moods präsentiert, die nun abgesagt wurde.

Besondere Beachtung verdient sein Quartett Root 70. Es besteht seit 20 Jahren in derselben Besetzung mit Altosaxer Hayden Chisholm, Bassist Matt Penman, Drummer Jochen Rückert und Posaunist Wogram. Alle vier sind Mitte der 70er geboren, was dem Quartett und der ersten CD den Namen gab. Seit diesem Debütalbum «Root 70» von 2001 haben sich die vier treiben lassen in jene Ecken des ambitionierten Jazzschaffens, die ohne Harmonieinstrument Sinn machen. Das klang mal freigeistig, dann mächtig groovy oder wohlig angestaubt. Für jedes Programm gab sich die Band einen thematischen oder stilistischen Rahmen. «Uns reizt die Frage, wie man innerhalb bestimmter Grenzen Freiheit ausloten kann», umschreibt Wogram das Konzept.

Die bisher acht Alben von Root 70 klingen entsprechend unterschiedlich. Der Erstling von 2001 zeigt das Quartett noch unbelastet am Start. Zu hören ist, wie sich vier hochkreative Musiker zusammenraufen und einen gemeinsamen Weg einschlagen, auf dem sie nun bereits 20 Jahre unterwegs sind. 

CD
Nils Wogram Root 70
Root 70
(2dn Floor Records 2001)
www.nilswogram.com