Er hatte viele Freunde, aber auch zahlreiche Feinde. Und mehrmals in seinem Leben wurden ihm die einen zu den anderen, woran meist er selbst die Schuld trug. Der Deutsche Wiglaf Droste (1961–2019) war ein polemischer Satiriker und sprachmächtiger Austeiler, der ein Blatt nur dann vor den Mund nahm, wenn er einen kurz zuvor geschriebenen Text zum Besten gab. Seine legendären Lesungen waren Performances der Wortkunst, die Slam ­Poeten wie nuschelnde Analphabeten klingen lässt.

Seine Sprachwucht hatte sich Droste als Journalist und Kolumnist bei der «taz» oder der «Titanic» angeeignet. Er arbeitete für die Radiosender WDR und DLF, schrieb Kochbücher, Romane, Gedichte. Regelmässig sorgte er mit seinen Texten für Aufruhr und brachte das bürgerliche Establishment ebenso ­gegen sich auf wie SPD oder Frauenbewegung.

Unvergessen sind Drostes sängerische Darbietungen mit Bands wie den Geilen Göttern oder dem Spardosen-Terzett. 1996 landete er sogar einen Hit: «Wieso heissen plötzlich alle Oliver?» nistete sich in den Ohren der Subkulturen ein. Dies obwohl Droste mit dem Song just die drohende Gleichschaltung junger Kiezbewohner seiner Wahlheimat Berlin karikierte. Den Song kommentierte er auf dem gleichnamigen ­Album auf seine typische Art: «Der galoppierende Konformismus hat einen Vornamen. Oliver ist weniger ein Name als eine Haltung. Und was für eine. (Die Oliver-Fraktion weiss schon, was gemeint ist.)» Hörenswert sind auf dieser CD auch «In 80 Phrasen um die Welt» oder Lesetexte wie das bitterböse Berlin-Bashing «Panda-Peepshow».

Wiglaf Droste starb mit erst 57 an einer Leberzirrhose. Radio SRF 1 widmet ihm eine Sendung und schreibt dazu: «Spasspartout zieht den Hut vor seinem Lebenswerk und erinnert an den ­satirischen Aufklärer.»

Radio
Mi, 28.8., 20.00 SRF 1

CD
Wiglaf Droste
Wieso heissen plötzlich alle Oliver?
(Motor Music 1996)