Er schrieb Gedichte, malte Bilder und prägte das Kunsthappening. In Erinnerung aber bleibt John Cage als Musiker und Komponist. Vor 100 Jahren in Los Angeles geboren und vor 20 Jahren in New York gestorben, geistert der multiple Ur-Avantgardist aktuell durch die Feuilletons, ist am Radio zu hören und am TV zu sehen.

Cages grösster «Hit» ist ein Solostück für Pianostück mit dem Titel «4’33’’», mit dem er zeigen wollte, dass es keine absolute Stille gibt. Wer das Stück spielt, muss lediglich den Klavierdeckel öffnen und nach 4 Minuten 33 Sekunden wieder schliessen. Die «Musik» entsteht aus Neben- und Körpergeräuschen.

Von Cage stammt aber nicht nur das ruhigste Stück der Musikgeschichte, sondern auch das langsamste und längste. Es dauert 639 Jahre und ist seit dem 5. September 2001 auf einer präparierten Kirchenorgel im deutschen Halberstadt im Gange. Geplantes Ende: 4. September 2640.

Cage führte ein höchst bewegtes Leben und war in den USA ebenso aktiv und einflussreich wie in Europa, wo er etwa die Kunstbewegung Fluxus mitini­-
­t­iierte. Seine Inspiration fand er in asiatischen Philosophien, Naturbetrachtungen (vor allem Pilze hatten es ihm angetan) sowie der Mathematik, namentlich in Zufalls- und Zahlenoperationen.


«Music Of Changes»

Ein zentrales Werk ist sein 1951 entstandenes «Music Of Changes»: Ein vierteiliges Pianostück, das auf dem chinesischen «I Ching», dem «Buch der Wandlungen», basiert. Cages Freund David Tudor hat es 1956 in Köln erstmals auf Platte eingespielt. Diese historische, qualitativ sehr gute Aufnahme erscheint nun – zusammen mit weiteren Cage-Werken – in der Reihe «hat(now)ART» des Basler Labels Hathut.


[CD]
John Cage
Music Of Changes
(hat(now)ART 2012).
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