Seit rund 400 Jahren ziehen im aargauischen Brugg alljährlich weiss gekleidete Mädchen mit Granatblüten und Jungen mit Eichenblättern durch die Strassen. Der Schriftsteller und SF-Redaktor Urs Augstburger stellt dieses traditionsreiche Jugendfest in seinem siebten Roman in den Mittelpunkt.

Im starken Kontrast zum Fest der Erinnerungen steht seine Protagonistin Helen, die an Alzheimer erkrankt ist. Ihr Sohn Mauro kommt nach langer Abwesenheit ins Dorf seiner Kindheit zurück, um seine Mutter im Pflegeheim zu besuchen. Die Krankheit ist so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr mit ihr kommunizieren kann. Nur die altbekannten Festivitäten scheinen Erinnerungen in ihr wachzurufen und sie aus ihrer Lethargie zu reissen. Aus ihren Wortfetzen beginnt Mauro zu ahnen, dass die Mutter lebenslang das Geheimnis einer unglücklich verlaufenen Liebe in den fremdenfeindlichen 50ern vor ihm verborgen hat.

Urs Augstburger kreist die geheimnisvolle Liebschaft aus unterschiedlichen Perspektiven ein. Durch die Augen des Bankers Pius und des Jazzers Jakob, die beide in ihrer Jugend in eine fatale Dreiecksgeschichte mit Helen verwickelt waren, erschliessen sich der Leserschaft weitere Facetten. Zu Wort kommt auch Helen: In inneren Monologen, in denen die Sätze assoziativ dahinfliessen und immer wieder mittendrin abbrechen, entfaltet sich ihre Welt. Das Gestern und das Heute wirbeln aber nicht nur bei der Demenzkranken durcheinander, sondern auch bei ihren Angehörigen, die mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen haben.