unerhört Festival: Ungeahnt effektvoll
Das Zürcher Festival unerhört wächst ungebremst. Die 15. Ausgabe startet in Winterthur mit Neuzeitmusik aus Zürich, Island und New York.
Inhalt
Kulturtipp 24/2016
Letzte Aktualisierung:
16.11.2016
Frank von Niederhäusern
Sein Name klingt wie frühmorgendliches Vogelgezwitscher. Seine Musik deckt die Vielfalt einer ganzen Volière ab. Skúli Sverrisson hat den Urpuls seiner Heimat Island in den Fingern, wagt sich musikalisch aber weit in ferne Gegenden. Der 50-jährige E-Bassist lebt in New York und ist wichtiger Teil der breit gefächerten Avantgarde geworden. Er spielt mit Kreativ-Geigerin Laurie Anderson ebenso wie mit Fake-Jazz-Saxer John Lurie oder Experimentaldrummer Jim Black.
Sein Name klingt wie frühmorgendliches Vogelgezwitscher. Seine Musik deckt die Vielfalt einer ganzen Volière ab. Skúli Sverrisson hat den Urpuls seiner Heimat Island in den Fingern, wagt sich musikalisch aber weit in ferne Gegenden. Der 50-jährige E-Bassist lebt in New York und ist wichtiger Teil der breit gefächerten Avantgarde geworden. Er spielt mit Kreativ-Geigerin Laurie Anderson ebenso wie mit Fake-Jazz-Saxer John Lurie oder Experimentaldrummer Jim Black.
ADHD – isländische Kumpels aus wilden Tagen
In Winterthur wird Sverrisson eines seiner begehrten Solokonzerte geben, für die er seinem Strombass Zusatzkabel verpasst, die ihm ungeahnte Klangeffekte ermöglichen. Ein stimmiger Auftakt für ein Festival, das sich der «Kunstform Jazz in all seinen aktuellen Ausprägungen ohne stilistische Scheuklappen» verschrieben hat, so die unerhört-Veranstalter. Gänzlich anders als Sverrisson nämlich treten vier seiner Kumpels aus wilden Tagen in Reykjavik auf. ADHD nennen sie sich und verpassen ihrem Avantgardesound eine verspielte Ironie, die auch in ihrer Performance spürbar ist.
Die 15. Ausgabe von unerhört ist die bislang grösste – wie alle voraus gegangenen. Denn das Festival hat sich vom anfangs einfachen Musikabend zum Grossanlass mit 27 Konzerten auf 12 Bühnen entwickelt.
Die Premiere in Winterthurs «Alter Kaserne» ist ein kulturpolitisches Statement: Nach der Streichung der städtischen Unterstützung für den Verein «Jazz in Winterthur» will die engagierte unerhört-Crew die Kollegen zum Weitermachen animieren. In Winterthur nebst Sverrisson zu hören: das formidable Trio mit Saxer Tim Berne, Gitarristin Mary Halvorson und Drummer Tom Rainy – ebenfalls aus der New Yorker Downtown-Szene. Aus Zürich spielt das Trio Noisy Minority mit US-Gasttrompeter Percy Pursglove.
Im Festivalverlauf stellen Bands aus den USA, ganz Europa und der Schweiz ihre neuen Projekte vor. Nebst den bewährten Zürcher Bühnen (Moods, Rote Fabrik oder Museum Rietberg) werden erstmals die Helferei und die Werkstatt für Improvisierte Musik (WIM) bespielt.
unerhört Festival
Sa, 19.11.–So, 27.11., diverse Spielorte Winterthur und Zürich
www.unerhoert.ch
