Kann Gewalt denn Kunst sein? Für die 51-jährige mexikanische Künstlerin Teresa Margolles bestimmt. Sie beschäftigt sich intensiv mit den Opfern des Drogenkriegs in ihrer Heimat. Ihre Materialien sind sogenannte «Restsubstanzen» von Toten, wie zum Beispiel das Wasser, mit dem Leichen gewaschen wurden, oder menschliches Fett. Auch zerschossenes Mauerwerk gehört dazu oder der Gipsabdruck eines Ermordeten. Das Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich dokumentiert nun in einer neuen Ausstellung die Arbeit von Margolles. Schon vor vier Jahren waren Werke von ihr dort zu sehen – «37 cuerpos/37 Bodies».

Margolles studierte Kommunikationswissenschaften und ist diplomierte Gerichtsmedizinerin. Sie ist Mitglied der in ­Mexiko bekannten Künstlergruppe Semefo (Servicio Medico Forense), deren Repertoire von Untergrund-Performances bis zu Kunstausstellungen reicht.

Ihre Kunst polarisiert. Viele Menschen fühlen sich von ­ihren Sujets und Materialien angewidert. Andere sind von der Thematik fasziniert – zumindest politisch. Margolles wagt es, eine gesellschaftlich zusehends bedrohliche Entwicklung in Mexiko öffentlichkeitswirksam anzugehen.

Aber ihre Ansprüche reichen weiter. «Seit Beginn meiner Laufbahn arbeite ich an einer Ästhetik, die in ihrer Entstehung mit der Leiche in verschiedenen Stadien und ihren soziokulturellen Implikationen verbunden ist. Ich arbeite am leblosen Körper, mit dem etwas verfault», sagt sie in einem Gespräch mit dem renommierten österreichischen Kulturexperten Gerald Matt. Margolles hat also nicht nur ­einen platten politischen Anspruch, sie will eine künstlerische Botschaft verbreiten.

Die neue Ausstellung wird in Zürich kaum eine öffentliche Kontroverse auslösen. Aber die Schau ist ein Beitrag zum besseren Verständnis der gesellschaftlichen Verhältnisse in Lateinamerika.

Teresa Margolles
Sa, 24.5.–So, 17.8.
Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich