Der Treppenaufgang unterhalb der Kornhausbrücke zwischen dem Pendel-Verkehr am Limmatplatz und der Prostitution am Sihlquai ist kein Ort zum Verweilen. Genau diesen sogenannten «Unort» haben sich Tänzerin Angela Stöcklin, Videokünstlerin Janeth Berrettini und Musiker Götz Dihlmann für ihre Performance «Zona Incognita», die sie exklusiv für das zehntägige Stromereien Festival kreiert haben, ausgesucht. «Hier finden sich Spuren des Alltags wie Graffitis, hier treffen Menschen aus allen sozialen Schichten zusammen. Mit unserer Performance wollten wir den Herzschlag dieses anonymen Durchgangs aufnehmen und seiner unterschwelligen Poesie Raum geben», erklärt Berrettini.

Bilder ohne Zensur
Die alltäglichen Geschichten und Dramen, die hier stattfinden, erzählen die drei Künstler ohne Worte: Durch Video- und Bildprojektionen, Bewegungen der Tänzerin, eine Live-Kamera und Tonaufnahmen, die Dihlmann rund um die Kornhausbrücke gesammelt hat, präsentieren sie «Bilder ohne Zensur» – und fangen so die «schillernden Schattierungen zwischen Gut und Böse, Legalität und Illegalität» ein, wie Berrettini ausführt. Die Künstlerin, die in Venezuela aufgewachsen ist und seit 2006 in Zürich lebt, möchte mit ihrer bereits weltweit ausgestellten Urban Art keinen künstlichen Raum schaffen, sondern die Zuschauer dort abholen, wo sie sich jeden Tag aufhalten. «Zürich pulsiert unter der polierten Oberfläche», ist sie  überzeugt.
«Zona Incognita» ist zusammen mit anderen Performances bei einem Spaziergang zu erleben. Am Festival vertreten sind in- und ausländische Produktionen, die den städtischen Raum erkunden und den Blick für besondere Orte öffnen.