Lebensprall und intensiv, unendlich traurig und urkomisch: Die frankokanadische Netflix-Serie «M’entends-tu?» («Hörst du mich?») hebt sich vom oft aufpolierten Einerlei des Streamingdienstes ab. Im Mittelpunkt des tragikomischen Sozialdramas stehen die drei Freundinnen Ada, Fabiola und Caro, die in prekären Verhältnissen in einem Arbeiterviertel in Montréal leben. Während Ada (Florence Longpré,) in einer Therapie an ihren unkontrollierten Wutausbrüchen arbeiten soll, schlägt sich Fabiola (Mélissa Bédard) mit ihrer drogensüchtigen Schwester rum und sorgt sich rührend um ihre kleine Nichte. Caro (Ève Landry) wiederum ist nach einem traumatischen Erlebnis, das sich in der Serie erst nach und nach entschlüsselt, fast verstummt und leidet unter ihrem gewalttätigen Freund. Die drei kämpfen sich gemeinsam durch, müssen immer wieder Rückschläge einstecken – und haben ihren Humor und ihre Lebenslust trotz allem nicht verloren. «M’entends-tu?» ist alles andere als ein Feelgood-Movie mit Happy End, die Sprache ist authentisch-vulgär, die Ereignisse sind teilweise heftig. Die bisher zwei Staffeln, die man sich unbedingt im frankokanadischen Originalton (mit Untertiteln) ansehen sollte, berühren durch ihre Echtheit, lebensnahe Dialoge, unverstellte Schauspielkunst und nicht zuletzt durch den packenden Soundtrack.
    
M’entends-tu?
Netflix