Aus Hazel Bruggers Bühnen-­Tour wurde dieses Jahr aus bekannten Gründen nichts. Stattdessen gibt es ihr Stand-up-­Pro­­gramm «Tropical» nun als einstündiges Special auf Netflix zu sehen. Aufgezeichnet wurde das Ganze unter freiem Himmel am Kölner Rheinufer. Ein lauschiger Spät­sommerabend, die Zuschauer fläzen bequem in Liegestühlen – treffender könnte das Bild für Hazel Bruggers (Bild) Comedy nicht sein: Einlullen und dann zuschlagen. Systemkritik sei von ihr nicht zu erwarten, verkündet sie freilich noch zu Beginn der Show. Und erzählt dann munter von ihren Erinnerungen an «Wetten dass …?», ihrer ersten eigenen Web-Serie und der TV-Arbeit mit Tieren. Immer wieder lässt sie diese Geschichten ins wunderbar Absurde abgleiten, etwa wenn Gänse als filmreife Bösewichte auftreten. Aus dem Hinterhalt des Abstrusen greift Brugger dann an. Immer wieder und mit feinen Dolchstössen: fehlende Tierrechte, AfD-Wähler, Immobilienpreise und vermeintlich emanzipierte Frauen, die schwache Frauen ausnutzen. Ja, Hazel Brugger ist böse und grob. Doch ganz in der angelsächsischen Stand-up-Tradi­tion funkeln bei ihr dazwischen Surrealismus und Selbstironie auf. Diese Kombination macht sie sehr, sehr lustig.

Hazel Brugger: Tropical 
Netflix