Tickende Zeitbombe
«Ich leite hier keine Fakultät, das ist eher eine tickende Zeitbombe. Und eine Frau soll sie halten, wenn sie hochgeht.» Das stellt die Professorin Ji-Yoon Kim (Sandra Oh) wenige Tage nach ihrem Amtsantritt als Leiterin des Instituts für Englische Literatur an einer US-Universität fest. Sie hat den Job als erste Frau und als erste Nicht-Weisse bekommen, die verknöcherten Machtstrukturen aber offenbar unterschätzt. Denn schon bald fliegen ihr die Problemfälle um die Ohren, wie die neue Netflix-Serie «Die Professorin» («The Chair») mit viel schwarzem Humor und einem Flair für schräge Figuren zeigt. Kims Ziel, den angestaubten Universitätsbetrieb aufzupolieren, rückt damit immer mehr in weite Ferne. So hat sich etwa der charmante, aber verpeilte Professor Bill Dobson in die Nesseln gesetzt, indem er ­im Unterricht beim Thema Faschismus einen Hitlergruss imitiert hat. Klar, dass in Social­Media-Zeiten ein Student mit der Handy-Kamera mitgefilmt hat und die Verfehlung in verfälschtem Kontext sofort viral geht – der Skandal ist vorprogrammiert. Ji-Yoon Kim, die mit Dobson mehr als freundschaftlich verbunden ist, soll es richten, wie so vieles andere auch … Die Serie schafft den Spagat zwischen Komik und Ernst und liefert intelligente Unterhaltung mit aktuellen Themen wie Diskriminierung oder politische (Über)-Korrektheit.  

Die Professorin
Netflix