Hüfttief im Sumpf
Vordergründig kommt «Mare of Easttown» wie ein Krimi daher. Doch die Drama-Serie ist weit mehr – und blickt tief ins kaputte Amerika der Gegenwart. Am Anfang steht ein totes Teenager-Mädchen. Und eine Ermittlerin, die am Anschlag ist. An allen Fronten hat Mare Sheehan (Kate Winslet) zu kämpfen: mit ihrer Patchwork-­Familie, die am Suizid ihres Sohnes zu zerreissen droht. Mit den Bewohnern der Kleinstadt Easttown, irgendwo in der US-Provinz nahe Philadelphia, die scheinbar alle untereinander verbandelt sind. Und mit Mord- und Vermisstenfällen, die das Kaff in Atem halten.

Zwar tragen brutale Verbrechen und deren Aufklärung von Folge zu Folge. Hängen bleiben aber die Umstände der oft prekär gestellten Arbeiterschicht in den USA: Teenagerschwangerschaften, Opioidkrise und mehr schaffen einen düsteren Grundteppich, über dem die Handlung vorangetrieben wird. Mare, mit 45 bereits Grossmutter, steht tief in diesem Sumpf und versucht nicht mal, die perfekte Polizistin zu mimen.

Hemdsärmelig, mit Augenringen und traumatisiert vom Suizid ihres Sohnes, schlägt sie sich stur und mit bissigem Humor durch. Oscarpreisträgerin Kate Winslet spielt einmal mehr grandios auf und sticht aus der bis in die Nebenrollen erstklassig besetzten Miniserie heraus. Drehbuchautor und Produzent Brad Ingelsby knallt dem Zuschauer die Realität ungeschönt entgegen, da kann Hochglanz-Hollywood getrost einpacken.  

Mare of Easttown
Sky Show