Zarte 16 Jahre alt war Jean Paul Getty III., als er 1973 entführt wurde. Der Enkel des milliardenschweren US-Ölmagnaten Jean Paul Getty hatte es aber schon faustdick hinter den Ohren: Drogen­exzesse, Hippie-Lifestyle und Umgang mit Roms Kultur- und Gangsterszene. Geld aber hatte der «Goldene Hippie» keines. Bis heute rätselt man: Hatte er Schulden bei seinen Entführern? Machte er gemeinsame Sache mit der kalabrischen ’Ndrangheta? Oder war alles von ihm selbst inszeniert?

Fest steht: Der Jungspund aus dem schwerreichen Clan verschwand und wurde erst Monate später gegen Lösegeld freigelassen. Sein Grossvater, der so exzentrische wie knaus­rige Jean Paul Getty, weigerte sich lange standhaft, auch nur einen Cent rauszurücken. ­Einen Fluchtversuch, Planschen im Bergbach und ein abgeschnittenes Ohr später kam es zur Einigung. Doch der ­junge Getty war fürs Leben ­gezeichnet, suchte Trost in Drogen und wurde Mitte 20 nach einem Schlaganfall zum Pflegefall.

In der von Danny Boyle und Simon Beaufoy erdachten Serie ist davon wenig zu spüren. Songs von David Bowie, den Rolling Stones oder Pink Floyd sorgen mit sonnigen Bildern für Dolce Vita. Spielfreudige Stars, allen voran Donald Sutherland als J. Paul Getty und Hilary Swank als Gail Getty, hauchen dem Italien der 1970er-Jahre herrlich Leben ein.

Auch an – für Regisseur Danny Boyle typischen – Stilmitteln wurde nicht gespart: Zeitliche Rückblenden werden in Homevideos verpackt, und die Zuschauer über die «vierte Wand» direkt angesprochen, mutige Kamerafahrten und geteilte Bilder freuen das Auge. Oder wie der «Guardian» es formulierte: «Sogar die Schatten sehen gut aus.»

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Regie: Danny Boyle u.a.
USA 2018, 10 Episoden
Sky Show