«Ein klassisches Drama» nennt die Zürcher Regisseurin und Drehbuchautorin Katalin Gödrös ihren ersten langen Kinospielfilm. Er sei «eine Geschichte über die Macht der Kinder über ihre Eltern, der Eltern über ihre Kinder – über Versuchung, Verführung, Lüge und Wahrheit».
Die Liebe zum talentierten Eisschnellläufer Fabio (Joel Basman) scheint nicht bedingungslos zu sein. So erklärt Lilli (Sarah Horvath) etwa ihrer jüngeren Schwester Roberta (Luisa Sappelt), Fabio sei «eher klettig, so anhänglich». (Der Schweizer Film mit Tessiner Schauplatz wurde auf Hochdeutsch gedreht.) Dem Vater Rico (Jeroen Willems) bringt Lilli wenig Respekt entgegen. Während der Arbeitspause im Weinberg etwa streckt sie ihrem Familienhund Prinz heimlich das Sandwich für den Vater entgegen und lässt es ihn ablecken.
Lilli, der Teenager, der zur Frau reift, die verwirrt ist und andere verwirrt, steht als Dreh- und Angelpunkt im Zentrum. Sie kann unverhofft (und unverständlich) gewalttätig werden. Ganz handfest gegenüber dem Dorfbewohner im Rollstuhl oder gegenüber Hund Prinz, den sie mit Absicht in die reissenden Fluten des Baches springen lässt. Für den Hund endet das tödlich. Es kriselt auch zwischen Vater und Mutter, die Spannungen sind spür- und erlebbar. Mutter Anna (Ursina Lardi) zu Rico: «Vielleicht solltest du weniger trinken.»
Dann eine veritable Katastrophe: Es ist ein dummer Unfall, dass Fabio beim Küssen am Abgrund tödlich stürzt. Darsteller Joel Basman stirbt damit nach «Sennentuntschi» bereits seinen zweiten Filmtod in Folge.
Mutter Anna will die Flucht nach vorn antreten: «Ich bring die Mädchen weg von hier, für eine Weile.» Nur – Rico klemmt: «Anna, bitte bleib!»