Film ist die Kunst, so Mark Cousins, «uns das Gefühl zu geben, dabei zu sein». Unter anderem. Film ist, das macht der irische Regisseur an sorgfältig gewählten Ausschnitten deutlich, auch die Kunst des Lichts. Oder des Schnitts. Film (oder Kino) ist aber auch ein Geschäft, eine Industrie, wobei sich ökonomische Interessen und Kreativität im Lauf der Filmgeschichte nicht ausschliessen müssen. Im Gegenteil, sie gingen Hand in Hand. Meisterregisseure und Genies arbeiteten immer wieder innerhalb von Rendite-Zwängen etwa der Traumfabrik Hollywood und schufen dabei grosse Kinokunst. Andere gingen (und gehen) andere Wege abseits des Mainstreams, um Autorenfilme zu schaffen.
Die «Industriellen» und die «Persönlichen», die Erfinder und Fantasten, die Visionäre und Rebellen – sie alle haben Platz in den 15 einstündigen Episoden. Sie umfassen eine Zeit von den Anfängen 1895 bis in die Gegenwart. Diese weltweite Entdeckungsreise durch die Evolutionsgeschichte des Kinos zeigt, wie sich der Film stetig wandelte. In den Anfängen hiess das: «Kino war Lernen, Ausprobieren, Nachdenken.»
Mark Cousins stellt immer wieder spannende Bezüge her, wenn er die Chronologie sein lässt und einzelne Themen, über mehrere Jahrzehnte hinweg springend, zusammenbringt. Am Ende ist es vieles: Kultur-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte am Beispiel Film und Kino. Vor allem aber gelingt hier eine blendend gemachte Sehschule. Diese 900 Minuten machen Lust auf Filme und bieten nicht wenige Entdeckungen von Werken, die praktisch unbekannt oder vergessen gegangen sind.

The Story of Film. Die Geschichte des Kinos
Regie: Mark Cousins
GB 2011
5 DVDs, 900 Minuten
E/D, OmU (Arthaus 2013).