Anton Quint hat gut recherchiert und weiss viel über die seltsamen Machenschaften des russischen Oligarchen Wolodja Slawin. Nun will der Journalist sie öffentlich machen. Quint weiss, wie heikel seine Mission ist. Doch mit der Hetzjagd, die auf ihn und seine Familie eröffnet wird, hat er nicht gerechnet.

Was als spannender Thriller daherkommt, birgt viel politischen Zündstoff. Denn die beschriebenen Verfolgungsmethoden werfen kein gutes Licht auf die realen Mächtigen in Russland. Sie zeigen vielmehr, wie Menschen zermürbt und eingeschüchtert werden, um sie zum Schweigen zu bringen.

Sasha Filipenko hat sein Buch «Die Jagd» vor über sechs Jahren geschrieben. Es erschien 2016 in Russland. Damals lebte der ­Autor, der 1984 in Minsk geboren wurde, noch in St. Peters­burg. Seit zwei Jahren ist er mit seiner Frau und seinem zehnjährigen Sohn im Exil, wechselt alle paar Monate den Wohnsitz – in der Schweiz, in Deutschland oder Holland. Filipenko war nie ein bequemer Autor und hielt sich mit Kritik über die Gebaren der Mächtigen in Russland und Belarus nicht zurück. Das wurde bereits in seinen beiden auf Deutsch erschienenen Romanen «Rote Kreuze» und «Der ehemalige Sohn» deutlich. Im Buch «Die Jagd» zeigt er auf, wie ein Unbequemer in die Enge getrieben wird. Wie schonungslos und grausam dabei vorgegangen wird, erfährt der Journalist Quint. Erst sorgen zwei einfäl­tige neue Hausbewohner für unruhige Nächte, dann werden gezielt Gerüchte gestreut, um den Familienfrieden zu stören, und schliesslich sorgt ein Mob für ein Klima der Angst. Keine guten Voraussetzungen für ein Happy End.

Buch
Sasha Filipenko 
Die Jagd
Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer
288 Seiten
(Diogenes 2022)