Eine bewusste Rückkehr hat meist mit der Suche nach verlorenem Glück zu tun. Dieses hofft der Ich-Erzähler des Romans «Elbwärts» in der Sächsischen Schweiz zu finden, dem Ort seiner Kindheit. Mit seiner Partnerin Christina bezieht er ein Haus, das zum stimmigen Hort werden soll für sie beide und ihre kleine Tochter. Das Vorhaben geht schief, so viel sei verraten. Denn im nahen Dorf lebt noch immer Vito, der Kindheitsfreund des Ich-Erzählers. Und mit ihm kommen Erinnerungen an einen Kletterunfall hoch, die das erhoffte Glück trüben.

Krause hat für seinen ersten Roman ein literarisch wohlbekanntes Motiv gewählt. Doch die verklärende Suche nach dem einstigen und neu erhofften Glück thematisiert er variantenreich. Nebst Vito melden sich – real oder erinnert – weitere Figuren zurück: die Eltern oder der Schulabwart. Zudem Erinnerungen an den Kinder-­Alltag in der damaligen DDR. Diese Geister kollidieren mit dem Gegenwarts-­Glück des Ich-Erzählers, drängen ihn zu essenziellen Fragen und zu Massnahmen.

Thilo Krause ist 1977 in Dresden geboren und lebt heute in Zürich. Bislang war er als Lyriker bekannt. Auch als Romanautor schreibt er in knapper, rhythmisierter Sprache Sätze wie diesen: «Ich kann es mir denken, aber ich muss nicht.» Packend die Beschreibung von Innenwelten anhand Naturbildern: «Ich hätte gern Wolken, aber ich finde nicht die leiseste Spur Weiss.» Für diese atmosphärische Sprach­kunst ist «Elbwärts» mit dem Robert Walser Preis ausgezeichnet worden.

Lesungen
Sa, 7.11., 17.00 BuchBasel (Philosophicum) Basel
Do, 26.11., 19.30 Thurgauer Literaturhaus Gott­lieben TG

Buch
Thilo Krause
Elbwärts
208 Seiten
(Hanser 2020)