Als Teil der «Audience», sprich als langjährige Hörerin und intensive Zuhörerin von langen Wortbeiträgen verschlägt es mir bei den Interview­antworten die Sprache. Ich kann nur hoffen, dass diese geschwurbelten Worthülsen kein Beispiel sind für mögliche Inhalte neuer Formate. Ich mag durchaus neue Formate wie «Bleisch & Bossart» auf Youtube, fein und clever. Aber deswegen gleich alles Bewährte wie «52 beste Bücher» kippen?
Anita Bäumli, Zürich

Ein geschmeidiges Interview – nur habe ich dabei wenig Konkretes vernommen. Ich habe zu all den Begriffen «Audience», «Kreativprozess», «Distributionsstrategie», «Wissenshub» usw. freundlich mit dem Kopf genickt, wobei mich allmählich die Ahnung beschlichen hat, das Radio würde künftig zu ­einem Zweitverwertungsmedium heruntergestuft. Aber dass Sendungen in Smartphone-Qualität von mir je als authentisch wahrgenommen würden, dafür bräuchte ich wohl noch viele Jahre, beziehungsweise eine zweite Jugend.
Roland A. Müller, Bern

Dieser Artikel macht ganz klar, dass es eigentlich keine Pläne gibt, nur Ideen oder Träume von SRF, die noch lange nicht reif sind. SRF hat nur deutliche Pläne in eine Richtung: streichen, streichen und nochmals streichen. Glaubt man, so junge Nutzer zu gewinnen? Man nimmt dann wohl gerne in Kauf, dass die treuen, aber älteren Radio­hörerinnen sich nicht für wichtig gehalten fühlen.
Yolanda Frey, Riehen BS

Es ist durchaus verständlich, dass sich SRF den finanziellen Gegebenheiten und den geänderten Nutzerbedürfnissen anpassen muss. Trotzdem erlaube ich mir, für längere Sendungen eine Lanze zu brechen: Längere Sendungen geben vertiefte Einblicke in das jeweilige Thema. Sie stellen einen Ruhepol in einer schnelllebigen Zeit dar – im Gegensatz zur «nervösen Smartphone-­Kultur». Zudem können sie besser packen, weil ein Thema unter mehreren Gesichtspunkten und mehr «Sendestruktur» (abwechslungsweise Musik, Interviews, Kommentare usw.) dargestellt werden kann. Wie sich das Programm auch immer entwickelt, ich werde SRF 2 Kultur treu bleiben. Den ausgezeichneten Journalisten ist es immer wieder gelungen, auch bei verschlechterten Arbeitsbedingungen ein vorzügliches Programm zu gestalten.
Mark Stähli, Oberdiessbach BE

Es gibt im Programm ein paar Text-Fixpunkte, das meiste ist ­Musik. Wenn man eine gesprochene Sendung hören will, braucht man eigentlich das Radio gar nicht mehr einzuschalten: Es gibt ja alles per Podcast. Vieles ist abgeschafft oder verschlankt. Wo sind die neuen Sendungen, die man uns so hoch und heilig versprochen hat?
Eva Bänninger, Mettmenstetten ZH

Zum x-ten Mal wird jemand gefragt, was die neuen Inhalte im Kulturbereich sein sollen, nachdem beliebte Sendungen gestrichen werden, einmal mehr gibt es darauf keine Antwort, neue Gefässe werden erwähnt. Das entspricht wunderbar dem Zeitgeist. Es werden neue Gefässe geschaffen und erst danach überlegt, wie man sie füllen könnte. Dann gibt man dem Gefäss noch einen englischen Namen (ich liebe diese Sprache und habe sie unterrichtet), das tönt viel moderner und effizienter als ein deutscher. Junge Leute hören Sendungen oft nicht zeitgleich mit dem Sendetermin, sondern als Podcasts. Aber bedeutet das, dass nur noch Kurzfutter vertragen wird und keine stündige Buchbesprechung mit Lesung mehr?
Sabina Binggeli-Brogle, Lenzburg AG

Vieles, was ein bisschen Niveau hat, soll weggespart werden, gestrichen zugunsten von noch mehr Blabla und Trashmusik. Wozu soll ich dann noch Gebühren zahlen, wenn es sich nicht mehr lohnt, das Radio anzudrehen? Digitale Zukunft? Menschen werden verblödet durch lauter oberflächliches Geschwätz, anstatt dass das Radio eine Art Verantwortung übernimmt durch Gegensteuer, durch Anregung anstatt Abstumpfung.
Käthi Krüger, Erlach BE

Warum soll das Angebot des qualitativ hochstehenden Service public von SRF nun auch noch zum Begleitmedium mit Kurzfutter und Verzicht auf lange Wortbeiträge mutieren? Es sind doch gerade solche Fenster, welche die Vertiefung, die Differenzierung und somit die bessere Bewältigung unserer komplizierten Gegenwart unterstützen. ­Sicher gilt es, sparsam mit den erwirtschafteten Mitteln umzugehen und für bisher zu wenig berücksichtigte Altersgruppen die Angebote zu erweitern. Das soll aber nicht auf Kosten der Qualität erfolgen. Authentizität im Instagram-­Format und Häppchen genügen nicht.
Walter Albrecht, Luzern

Die behauptete Änderung der «Nutzerbedürfnisse» stimmen ganz sicher nicht für das Stammpublikum von Radio SRF 2 Kultur. Für uns ist das Radio mehr als ein «Begleit­medium». Wir wollen kulturell, politisch und wirtschaftlich informiert werden, Anregungen erhalten und zwar nicht in kleinen Häppchen. Dass das Flaggschiff von SRF 2 «52 beste Bücher» trotz allen Protesten und der von vielen unterschriebenen Petition abgeschafft werden soll, ist ein Schlag ins Gesicht für uns treue Radiohörer, die keine ­digitalen Angebote nutzen wollen.
Maya Maurer, Kilchberg ZH

Die Einsparung von 40 Millionen Franken war nach der No-Billag-­Abstimmung absehbar. Doch warum muss diese ausgerechnet dort passieren, wo kulturelle und religiöse Inhalte vermittelt werden? Bekanntlich lebt der Mensch nicht vom Brot allein, sondern auch von dem, was Geist und Seele nährt. Diese Nahrung sollte nicht nur in digitalisierter Form als Fastfood verabreicht werden.
Marcel Peterhans, Giswil OW

Dass die Literatursendung «52 ­beste Bücher» rausgekippt wird, nur weil die «Neuen» ehrgeizig ­sind und auf neue Formate umstellen wollen, ist eine kulturelle Wald­rodung. Ob die neuen Pflänzchen wachsen, ist fraglich, denn sie brauchen ja auch einen nahrhaften Boden, auf dem sie gedeihen können. Die Entwicklung gerade des Deutschschweizer Radios gibt mir zu denken. So viele gute Moderatoren – wer gibt ihnen vor, was sie zu sagen haben? Wieso muss alles immer so weichgespült und verharmlost werden? Schaffen Sie ­das Radio nicht ab, auch nicht schleichend! Eine Podcast-Sammlung und ein Youtube-Kanal haben mit Radio­hören (der Gegenwärtigkeit eines Programms) nur sehr wenig zu tun.
Christian Frei, Schaffhausen

Für mich ist Radio nicht Hintergrundgeplätscher, das ist eine ­Herabwürdigung dieses Mediums. Wenn ich einschalte, dann höre ich zu. Ich werde es allerdings zunehmend müde, Sendungen zuzuhören, die mit Beteiligung der Hörerschaft produziert werden: Triviale oder ­voyeuristische Fragen werden in den Raum gestellt und die Antworten von sich exponierenden Personen von manchen Moderatoren ­ungeduldig abgekürzt oder zurechtgebogen. Einzelne Sendungen mit Hörerbeteiligung sind auch sympathisch (Musik in Zusammenhängen). Ich wünsche mir ein Radio als Info- und Wissensquelle mit Hintergrund, gerne 60 Minuten pro Sendung. Die Tendenz zum Zappen und die Förderung der kurzen Aufmerksamkeitsspanne sind nicht sinnvoll.
Regula Flückiger, Stäfa ZH

Seit Erfindung des Rundfunks ist die Beschränkung des Mediums auf den Hörsinn ein besonderer Anreiz für die Produzenten und hat im Lauf der Zeit manche grossartigen Formate generiert. Die Konzentra­tion auf das Auditive bietet sich insbesondere für literarische und musikalische Sendungen an. Sollten Radiosendungen fortan nur noch als Begleitung von Bildsendungen produziert werden, würde das Akustische zur blossen Dekoration von Bildern degradiert. Wer Radio hört, vermisst keine Bilder, er hat die Bilder im Kopf. Radio ist eine kostbare Alternative zur Übermacht der allgegenwärtigen Bilderflut.
Moritz Zwimpfer, Basel

Radio SRF hat auch einen kulturellen Auftrag. Sendungen wie «52 beste Bücher» zu streichen, ist ein weiterer Qualitätsabbau. Radio SRF 2 wird zunehmend zu einem oberflächlichen Sender ohne Profil. Die Sendung «Kontext» wird ebenfalls massiv gekürzt – ein Sendegefäss, das Hintergründe und Sach­i­nhalte zum Thema hatte. Und all das mit nicht überzeugenden Argumenten. Da bin ich einfach froh um SWR 2, BR-Klassik, DLF-Kultur usw.
Manfred Wullschleger, Brittnau AG

Wie geht man um mit einer treuen Fangemeinde? Mit Wertschätzung. Mit Sorgfalt im Angebot. Mit Entgegenkommen. Davon finde ich nichts in diesem Gespräch. Die treue Gemeinde muss umerzogen werden, an eine veränderte Mediennutzung angepasst. Was, wenn sie das nicht will?
Elisabeth Moser, Stans NW

Radio hören bedeutet für mich Erholung von Handy, Tablet und Computer – die Idee vom «Begleitmedium» kann mir gestohlen bleiben. Radiosendungen, in die man zufällig hineingerät, eröffnen neue Horizonte – lade ich nur noch herunter, was mich besonders interessiert, schränkt dies meine Weltsicht ein. Will ich bestimmte Informationen, so suche ich sie im Internet, dafür brauche ich kein SRF.
Franziska Manz-Ott, Bern

Im Gespräch mit Laura Köppen strotzt es nur so vor Ausdrücken wie «Audience», «Kreativprozessen», vor Studien und publizistischen Überlegungen. Das sind nicht mehr als sterile Kopfgeburten. Andauernd ist von Radio-Nutzern die Rede, nie von einem Radiohörer. Und der bin ich nun einmal! Ich möchte bewusst auswählen können, wofür ich meinen Obolus beitrage. Das Angebot ist zum Mainstream verkommen und entspricht nicht mehr meinen Erwartungen.
Edgar Blöchlinger-Lude, Sainte-Croix VD

Als treue Hörerin von SRF 2 stelle ich nun öfters deutsche und österreichische Kultursender ein, die nach wie vor hochstehende Wortbeiträge zu kulturellen und religiösen Themen produzieren und Leute nicht für dumm verkaufen.
Monika Bauer, Zürich

Das Radio war seit jeher auch ein Begleitmedium, aber auch ein Rhythmusmedium, das uns half, Gemeinsamkeiten herzustellen, ­Rituale zu entwickeln. Frau Köppen mag auf ausgeklügelte lineare und digitale Distributionskanäle verweisen und präzise Fragen mit möglichst diffusen Aussagen beantworten, in einer für interdisziplinäre Kolloquien geeigneten Sprache. Aber diese ist unbrauchbar für ein Gespräch mit aufrichtigen und ­neugierigen Menschen. Die Absicht, mit den Sendungen einen ehrlichen Blick in die lebendige Wirklichkeit zu vermitteln, ist verloren gegangen.
Pierre Rüedi, Solothurn

Die Verantwortung wird auf ein neues Investigativ-Desk übertragen. Schade! Meine Erwartung an SRF 2 ist ein No-News-Radio, das zeitlose Musik und kulturelle bis wissenschaftliche Wissensbeiträge sendet.
Kurt Haering, Birmensdorf ZH

Mir geht das Geschwurbel vom «Neueinbinden junger Hörer» gehörig auf die Nerven. Was für viele langjährige Hörerinnen zählt, ist qualitative fundierte Radio-Arbeit, welche ihren Namen verdient – Oberflächlichkeiten in Kürzestform gibt es schon zur Genüge.
Ruth Krähenbühl, Bern

Dass nun das Radio auch zum Medium der allgemeinen Volksverdummung wird («Begleitmedium»), wird überdeutlich. Die Hörer sind nicht ganz so undifferenziert, wie uns das die Programmverantwortlichen wollen glauben machen. Wenn man hört, was auf Deutschlandfunk möglich ist, und vergleicht, wie der Zustand von Radio SRF heute schon ist, dann kann einem vor der Zukunft nur grauen.
Axel Christoph Gampp, Basel

Frau Köppen schichtet Textbaustein auf Textbaustein, bis zuletzt ein paar jugendfreundliche und preisgünstige Formate auf Youtube und ähnlichen Plattformen herausquellen. Da kann man nur hoffen, dass auf der Empfängerseite etwas mehr an Jugend hinzukommt, als an Alter verloren geht.
Heinz Abler, Winterthur