Wenn er am Klavier sass, grinste er seitlich ins Publikum. Was er zu seinem eleganten Spiel sang, wollte aber meist gar nicht zu seiner Mimik passen. «Gema Taubn vergiftn im Park», näselte der Wiener zu ­fescher Walzermusik und ­schrammelte gleich weiter mit seinem Klassiker «Der Tod, das muss ein Wiener sein». Solche Lieder nannte Georg Kreisler (1922–2011) «schwarze Lieder» oder «Everblacks». Mit diesen trällerte er sich ab den 1950er-­Jahren zum für viele suspekten, weil bekennend anarchistischen, aber zunehmend erfolgreichen Musikkabarettisten.

Gesungen und Klavier gespielt hatte Kreisler schon als Kind. Zum Unterhaltungsmusiker wurde er dann in den USA, wohin er mit seiner jüdischen Familie 1938 geflohen war. Kreisler arbeitete in Holly­wood mit Charlie Chaplin, unternahm Tourneen mit eigenen Liedern, die damals schon skurril und morbid waren. Kreisler wurde US-Bürger und weigerte sich fortan, ein Österreicher zu sein. Ein Wiener freilich blieb er ein Leben lang, auch als er sich 2001 von der Bühne verabschiedete und nur noch Lieder schrieb. Das vagabundierende Leben des Georg Kreisler ist in einer «Langen Nacht» auf DLF Kultur nachzuerleben.

Lange Nacht: Georg Kreisler
Fr, 15.7., 00.05 DLF