Kathleen Annie Pannonica de Koenigswater Rothschild: Ihr voller Name atmete den Geist des alten Europa. Geboren 1913 in London als Spross des englischen Rothschild-Zweiges, starb «Nica» Rothschild 1988 als Jazz-Baroness in New York. Dazwischen lag ein Leben der Extreme.

Hannah Rothschild lernte ihre Grosstante als alte Dame kennen. Wie «Nica» rauchend und Whysky trinkend in einem New Yorker Jazzclub sass und von Musikern umschwärmt wurde, faszinierte die britische Grossnichte. Nach Nicas Tod widmete ihr Hannah einen Dokfilm für die BBC, später das Buch «The Jazz Baroness».

Darin erzählt sie Nicas Leben chronologisch und streicht dadurch die Emanzipation einer Frau heraus, die ihr Leben lang nach Unabhängigkeit strebte. Der Kindheit im goldenen Käfig der Rothschild-Schlösser entfloh sie, indem sie ihrem Bruder Victor ins Partyleben von London und Paris folgte. Früh heiratete sie Baron Jules de Koenigswater, mit dem sie im Zweiten Weltkrieg im französischen Widerstand in Europa und Afrika agierte.

Nach dem Krieg wurde Jules Botschafter, was Nica zu spiessig war. Sie zog nach New York, wo sie den genialen Pianisten Thelonious Monk wusste, den sie in Paris hatte spielen hören. Nica wurde zu Monks Mäzenin und förderte auch dessen Umfeld. Oft schwarze Musiker, die bis in die 60er-Jahre schikaniert wurden. Die Jazzer dankten es ihr mit Verehrung und widmeten ihr Songs wie «Pannonica», «Blues For Nica» oder «Thelonica». Am bekanntesten wurde Horace Silvers «Nica’s Dream».

Hannah Rothschild
«Die Jazz-Baroness. Das Leben der Nica Rothschild»
350 Seiten
(Berlin Verlag 2013).