Musik in Progress
Zum siebten Mal treffen sich Mitte Februar Musiker aus dem In- und Ausland zur Jazzwerkstatt im Berner Progr. Eine Erfolgsgeschichte.
Inhalt
Kulturtipp 04/2014
Frank von Niederhäusern
Jazz war selten so beliebt wie heute. Vor allem das junge Publikum wendet sich mit Interesse jener Musik zu, die schon ihre Grosseltern zum Fingerschnippen und gewagten Tanz hinriss. Heutiger Jazz klingt zwar anders als in den 1940er- und 1950er-Jahren, die Grundhaltung aber ist die gleiche geblieben.
Die Lust am Experiment und am Erkunden neuartiger Klänge beflügelt junge Musikszenen auch in der Schweiz. In Bern haben sich kreative Köpfe 2...
Jazz war selten so beliebt wie heute. Vor allem das junge Publikum wendet sich mit Interesse jener Musik zu, die schon ihre Grosseltern zum Fingerschnippen und gewagten Tanz hinriss. Heutiger Jazz klingt zwar anders als in den 1940er- und 1950er-Jahren, die Grundhaltung aber ist die gleiche geblieben.
Die Lust am Experiment und am Erkunden neuartiger Klänge beflügelt junge Musikszenen auch in der Schweiz. In Bern haben sich kreative Köpfe 2006 zur Jazzwerkstatt zusammengetan. «Wir vermissten eine Bühne, um unsere Ideen zu erproben», erinnert sich Marc Stucki und beschreibt das Festival als «lebendigen, vielfältigen und unberechenbaren Organismus». Mit dem Berner Saxer gehörten Vokalist Andreas Schaerer und Saxer Benedikt Reising zur Gründungscrew. Musiker, die international vernetzt sind – namentlich mit den schon länger bestehenden Jazzwerkstätten in Wien und Graz. Musiker zudem, die sich nach allen stilistischen Richtungen öffnen.
Musikalische Mischprojekte gibt es auch an der 7. Jazzwerkstatt zu hören. Etwa von einem Quartett namens Inside The Baxter Building mit einem Projekt der speziellen Art. «Die vier Jungs spielen ihre Instrumente, wollen aber alles so verkabeln, dass sie sich selbst und alle andern elektronisch steuern können», erklärt Marc Stucki. Das «Wollen» ist charakteristisch für die Jazzwerkstatt: «Jedes Konzert wird speziell für diesen Anlass konzipiert.»
Posaunist Simon Petermann, Saxer Christian Schütz, Trompeter Samuel Würgler und Elektrotüftler Fabian Gutscher haben für ihr kreativ und technisch komplexes «Baxter»-Unterfangen die Jazzwerkstatt gewählt, denn die Bands finden dort eine Konzertbühne, Übungsräume in den Katakomben des Progr sowie Zeitfenster für öffentliche Proben am Nachmittag. Zudem sind genügend Kolleginnen und Kollegen anwesend für den kreativen Austausch. «Keiner der Musikerinnen und Musiker reist nur für das Konzert an», sagt Marc Stucki. «Sie bleiben während des ganzen Festivals. Es entstehen fruchtbare künstlerische Beziehungen, die manchmal in Freundschaften münden.» Dies lockt auch erfolgreiche und namhafte Jazzer an. Etwa den Zürcher Pianisten Stefan Rusconi, der mit seinem popfidelen Trio europaweit auftrumpft. Auch er stellt für die Werkstatt eigens ein Quintett zusammen. Oder Barry Guy: Der 66-jährige englische Bassist und Komponist hat mit Grossformationen Jazzgeschichte geschrieben. Im Berner Progr trifft er auf Drummer Lucas Niggli, Vokalist und Gastgeber Andreas Schaerer und Saxer Mars Williams aus Chicago. Die musikalischen Preziosen stossen auf grosses Publikumsinteresse. Die Jazzwerkstatt ist eine Erfolgsgeschichte.
CD
Jazzwerstatt Bern Radio
Live 2013
(WSR 2014)
Jazzwerkstatt Bern
Mi, 12.2.–So, 16.2.
Progr Bern
Live-Stream der Konzerte auf
www.jazzwerkstatt.ch